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Buchbesprechung: Schönbär und Nonne – ein etwas anderes Nachtfalter-Buch
Literatur über Tagfalter gibt es einige, doch im Umfeld der Nachtfalter ist die Auswahl deutlich eingeschränkter. Im Juli 2013 ist ein Buch über die heimischen Nachtschmetterlinge erschienen, das auffallend anders ist. Die Idee und das Buch selbst stammen vom Nachtfalter-Liebhaber und Designer Armin Dett, der über einen Zeitraum von drei Jahren viele Stunden zu Nachtschlafender Zeit bei den Schmetterlingen in seinem Garten verbracht hat, um diese zu beobachten und zu fotografieren. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Ralf Staiger mit dem er am Bodensee ein Designbüro betreibt, hat er seine zahlreichen Beobachtungen von den Nachtfaltern im Bild- und Informationsband "Schönbär und Nonne" zusammengestellt, das der Autor selbst als eine "Sammlung von Naturkunstwerken" bezeichnet. Zur Mitwirkung hat er sich zwei renommierte Wissenschaftler Dr. Manfred Verhaagh und Dr. Robert Trusch ins Boot geholt, die ihn als Kuratoren und Co-Autoren unterstützt haben, wobei Ersterer auch als Verfasser für das Vorwort des Gesamtwerks steht. Auf 128 Seiten mit mehr als 900 Farbabbildungen kann der Leser in die Welt der heimischen Nachtschmetterlinge abtauchen, die dem Autor Armin Dett am Herzen liegt und auf deren Schönheiten er die Aufmerksamkeit lenken will.
Und wahrlich es ist ein Werk entstanden, das auffallend anders ist. Schon beim Umblättern der in dunklem Blau gehaltenen Vorseiten wird dem Betrachter klar, dass es sich bei diesem Buch nicht um ein typisches Schmetterlingsbestimmungsbuch handelt. Dieser Eindruck wird zugleich mit dem Lesen der Inhaltsübersicht verstärkt, denn hier zeigt sich auch bei der Struktur des Inhalts, dass hier ein gestalterisch orientierter Mensch Hand angelegt hat. Begriffe wie Farbpalette, Farbeffekte, Formensprache, Punkt, Komma, Strich sind wohl eher dem sprachlichen Repertoire eines Designers zuzuordnen, als einer typisch biologischen Terminologie. Und doch zeigt sich bei Weiterbetrachtung der Inhaltsübersicht, dass auch dem wissenschaftlichen Aspekt genüge getan wird.
Und kaum hat man Inhaltsübersicht und Vorwort weitergeblättert, befindet man sich inmitten der Galerie der heimischen Nachtfalter, die auf den folgenden 46 Seiten mit Abbildungen in einer ungeheuerlichen Farb- und Formvielfalt und einem Variantenreichtum in Perspektive und Größe vorgestellt werden, ergänzt mit interessanten Fakten aufbereitet in leicht verständlichem Text. Das Besondere an den Abbildungen liegt wohl darin, dass es allesamt "Freisteller" sind, d.h., die fotografierten Falter wurden mithilfe einer grafischen Software aus der Umgebung mit dem natürlich fallenden Schatten herausgeschnitten und auf einen weißen Hintergrund transferiert. Hier waren "Meister" am Werk, denen es gelungen ist, die ursprüngliche Wirkung der Falter inklusive aller Farb- und Formdetails, wie sie fotografiert worden waren, beizubehalten. Als einziger Wermutstropfen sei hier das Fehlen der Namen der abgebildeten Falter zu nennen, doch dies ist wohl dem ästhetischen Gesamteindruck geschuldet, der mit einer Angabe der Namen deutlich gelitten hätte.
Die folgenden 54 Seiten, die sich mit der Biologie der Nachtfalter befassen, sind als Grundlage für die Bestimmung der jeweiligen Falter konzipiert. Und auch hier steht wie im gesamten Werk deutlich festzustellen ist die gestalterische Ästhetik im Vordergrund. Erklärende Informationen werden mit Abbildungen verstärkt, die Hilfestellungen bei der Erkennung von typischen Kennzeichen der jeweiligen Falter bieten sollen. Interessant und ansprechend ist die grafische Umsetzung zur Darstellung der einzelnen Falterfamilien, mit ihren jeweiligen Unterfamilien und den dazugehörigen Faltern in den Bestimmungstabellen. Und ist der Wissensdurst noch nicht gestillt, kann man anschließend auf weiteren 30 Seiten noch so Einiges zum Leben der Nachtfalter erfahren. Und dieser Teil des Buches zeigt ebenfalls deutlich die Handschrift des Designers, denn auch hier liegt die Betonung auf den freigestellten Farbabbildungen, die mit erklärendem Text untermalt sind. Mit einer Chronologie von Abbildungen der Funde über den Zeitraum eines Nachtschmetterlingsjahres findet das Werk seinen gebührenden Abschluss, der nur noch durch den üblichen Anhang, mit Vorstellung des Autors und seiner beiden Kuratoren und einer Artenübersicht in Listenform abgerundet wird.
Mein Fazit
"Schönbar und Nonne" ist ein ansprechend gestaltetes Nachschlagewerk und ein Bildband über 248 Arten von Nachtschmetterlingen in Deutschland, vornehmlich in der Bodenseeregion. Dem Autor und Nachtfalter-Fan Armin Dett gelingt es, den Leser und Betrachter für die "Schönheiten der Nacht" zu begeistern. Dafür sorgen in erster Linie die zahlreichen farbigen Abbildungen, die auf der Freude am Fotografieren des Autors basieren und die auf hochwertigem matten Papier gedruckt eine besondere Brillanz erhalten. Das edel wirkende "Designobjekt" lädt zum Stöbern und zum Abtauchen in "das geheime Leben der Nachtfalter" ein.
Die ergänzend zum Buch konzipierte Fotoausstellung ist sicherlich auch ein Besuch Wert und kann in verschiedenen Städten besichtigt werden.
Fakten zum Buch
Buchtitel: Schönbär und Nonne – Licht ins geheime Leben der Nachtfalter
Autor: Armin Dett
ISBN: 978-3-7977-0570
Verlag: Stadler Konstanz
Sprache: Deutsch
Seiten: 128, gebunden, Hardcover
Größe: 20 cm x 25 cm
Preis: 29,95 Euro
Einige Ausstellungstermine
Bis 20. April 2014: Garten der Schmetterlinge in Schloss Sayn, Bendorf-Sayn, Rheinland-Pfalz
Bis 25. Mai 2014: Naturmuseum Thurgau, Kanton Thurgau, Schweiz
5. Juni bis 14. September 2014: Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört, Baden-Württemberg
Wie Schmetterlinge durch den Winter kommen - Nachtfalter
Nur wenige Schmetterlinge sind so geschaffen, dass sie den kalten Temperaturen im Winter widerstehen können. Nur eine kleine Anzahl von Tagfaltern (Rhopalocera) überdauern die kalte Jahreszeit als Falter. Die meisten Tagfalter überwintern in anderen Entwicklungsstadien (siehe erster Teil des Beitrags Wie Schmetterlinge durch den Winter kommen – Tagfalter).
Auch bei der wesentlich umfangreicheren Gruppe der Nachtfalter (Heterocera) sind nur wenige Arten in Deutschland bekannt, die als Falter durch den Winter kommen. Ebenso wie bei den Tagfaltern sind Ei, Raupe oder Puppe die häufigeren Entwicklungsstadien zur Überwinterung. Der zweite Teil des Beitrags beschreibt nun das Überwinterungsverhalten der Nachtfalter (Heterocera).
Nur wenige Nachtfalter überwintern als "Falter":
Sie suchen sich einen geschützten Platz z.B. in Höhlen, feuchten Kellern oder anderen Gebäuden und warten darauf, bis die Temperaturen wieder ansteigen. Manchmal kommen die Falter an solchen geschützten Plätzen in größeren Gruppen, in sogenannten Überwinterungsgesellschaften zusammen, so z.B. die Zimteule (Scoliopteryx libatrix) oder auch Zackeneule genannt, die zur Familie der Eulenfalter (Noctuidae) gehört. Sobald die Temperaturen wieder ansteigen, kommen die Falter wieder aus den Überwinterungsquartieren, paaren sich und legen ihre Eier an und auf den Fraßpflanzen der Raupen ab.
Aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae) überwintern noch andere Arten als Falter, weshalb sie auch die Bezeichnung Wintereulen tragen, wie z.B. die Satellit-Eule (Eupsilia transversa), die Rotkopf-Wintereule (Conistra erythrocephala), die Feldholz-Wintereule (Conistra rubiginosa), die Eintönige-Wintereule (Conistra veronicae), die Heidelbeer-Wintereule (Conistra vaccinii), die Gebüsch-Wintereule (Conistra ligula) und die Rost-Wintereule (Conistra rubiginea).
Einige Nachtfalter überwintern als "Eier":
Die Eier werden von den Weibchen nach der Paarung im Sommer je nach Art einzeln oder in Gelegen an geschützten Stellen von Steinen oder Pflanzen befestigt oder angeheftet. So überstehen sie die kalten Wintertage. Im Frühjahr schlüpfen in der Regel die Raupen, die sich dann über einen Zeitraum von mehreren Wochen über verschiedene Wachstumsstadien weiterentwickeln, bis sie sich verpuppen. Einige Arten hingegen sind schon so weiterentwickelt, dass sie als fertige Raupen in der Eihülle bis zum Schlüpfen im Frühjahr ausharren und nach dem Schlüpfen die Entwicklungsstadien bis zur Verpuppung durchlaufen. Von April bis Juli schlüpfen dann die Falter aus der Puppe (Beispiele siehe unter "Unterscheidung des Überwinterungsverhaltens nach Familien").
Viele Nachtfalter überwintern als "Raupen":
Die Raupen überstehen die kalten Wintermonate in verschiedenen Entwicklungsstufen, als junge, als halberwachsene oder als erwachsene Raupen an verschiedenen Plätzen. Die einen suchen sich ein sicheres Versteck an Pflanzen oder fügen sich mit anderen Raupen in einem Gespinst zusammen. Die anderen schützen sich gar nicht, sie spinnen sich lediglich an Pflanzenteilen fest. Die meisten von ihnen jedoch nehmen auch im Frühjahr noch Nahrung zu sich, so dass sie sich erst spät verpuppen. (Beispiele siehe unter "Unterscheidung des Überwinterungsverhaltens nach Familien").
Manche Nachtfalter überwintern als "Puppen":
Die Puppen überstehen den Winter in unterschiedlichen Formen als Gürtelpuppen oder Stürzpuppen angesponnen an Pflanzenteilen, vergraben im Boden oder eingesponnen in Kokons. Im Frühjahr entwickeln sie sich weiter und die ersten Falter schlüpfen dann im April oder Mai. (Beispiele siehe unter "Unterscheidung des Überwinterungsverhaltens nach Familien").
Wenige Nachtfalter überwintern als "Falter in wärmeren Gebieten":
Diese Falter haben bei den kalten Temperaturen in Deutschland keine oder kaum eine Überlebenschance. Im Frühsommer wandern sie aus den südlichen warmen Gefilden nach Deutschland ein, weshalb sie auch die Bezeichnung "Wanderfalter" führen. Sie pflanzen sich hier fort und erzeugen eine neue Generation von Faltern, die im Hochsommer unterwegs sind. Einige dieser Falter fliegen im Herbst wieder in die wärmeren südlichen Gebiete zurück. Zu den wohl bekanntesten „Wanderfaltern“ gehört der tagaktive Nachtfalter Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum).
Unterscheidung des Überwinterungsverhaltens nach Familien:
Da bei den Arten einer Familie bei den Nachtfaltern alle verschiedenen Entwicklungsstadien zur Überwinterung eingenommen werden können, beschreibt die nachfolgende Auflistung eine Unterscheidung des Überwinterungsverhaltens nach Familien.
Familie der Widderchen (Zygaenidae):
Die verschiedenen Arten der Widderchen überwintern als Raupen. Die Procris-Arten als kurze, dicke Raupen mit gewölbtem Rücken. Die Zygaena-Arten als Raupen einmal, oft zweimal (manchmal auch drei bis viermal) so z.B. das Veränderliche Widderchen (Zygaena ephialtes).
Familie der Bärenspinner (Arctiidae):
Die verschiedenen Arten der Bärenspinner überwintern als dicht behaarte Raupen oder als Puppen. Als Raupe kommen z.B. der Russische Bär (Euplagia quadripunctaria), der Schönbar (Callimorpha dominula) oder der tagaktive Wegerichbär (Parasemia plantaginis) durch den Winter. Als Puppe überwintern z.B. der Blutbär (Tyria jacobaeae) oder die Weiße Tigermotte (Spilosoma lubricipeda).
Familie der Glucken (Lasiocampidae):
Die verschiedenen Arten der Glucken überwintern als Eier, Raupen gelegentlich auch als Puppen. So überdauert z.B. der Brombeerspinner (Macrothylacia rubi) als erwachsene Raupe die kalten Temperaturen.
Familie der Pfauenspinner (Saturniidae):
Die verschiedenen Arten der Pfauenspinner überwintern als Puppe. z.B. das Kleine Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia) einer der wohl bekannteren Nachtfalter aufgrund seiner Auszeichnung als " Schmetterling des Jahres 2012" oder der Nagelfleck (Aglia tau).
Familie der Schwärmer (Sphingidae):
Die verschiedenen Arten der Schwärmer überwintern als Puppe, so z.B. das Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata) und der Pappelschwärmer (Laothoe populi), der als Puppe in der Erde durch den Winter kommt. Einige Arten wandern jedes Jahr aus südlichen Gebieten nach Deutschland ein. Zu den wohl bekanntesten „Wanderfaltern“ gehört das tagaktive Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum).
Familie der Eulenfalter (Noctuidae):
Die verschiedenen Arten dieser sehr umfangreichen Familie mit einer Vielzahl von Unterfamilien überwintern als Falter (siehe oben Nur wenige Nachtfalter überwintern als "Falter"), Eier, Raupen oder Puppen. Einige der bekanntesten und gefürchtesten Schädlinge gehören dieser Familie an.
So überdauern aus der Unterfamilie der Schadspinner (Lymantriidae) oder auch Trägspinner z.B. der Pappelspinner (Leucoma salicis) als Raupen oder die Nonne (Lymantria monacha) und der Schwammspinner (Lymantria dispar) als fertig entwickelte Raupen in der Eihülle.
Die wichtigen Schädlinge Kohleule (Mamestra brassicae), Graseule (Lacanobia oleracera) und andere gehören zur Unterfamilie der Hadeninae und überwintern als Puppen, die Kieferneule (Panolis flammea) oder auch Forleule genannt, sogar als Puppe im Boden.
Zur Unterfamilie der Erdeulen (Agrotinae) zählen die bekannten Schädlinge. Dazu gehören die Getreideeule (Euxoa aquilina), die als Ei überwintert und die Weizeneule (Euxoa tritici), die Saateule (Agrotis segetum), die Kiefernsaateule (Agrotis vestigialis) und die Gemeine Graseule (Agrotis exclamationis), die alle als Raupen den Winter überstehen.
Familie der Spanner (Geometridae):
Die verschieden Arten der Spanner mit einer umfangreichen Anzahl von Unterfamilien überwintern als Raupen und Puppen, manche Arten auch als Eier. So ist z.B. der Große Frostspanner (Erannis defoliaria) wohl auch noch bei etwas kühleren Temperaturen unterwegs und erscheint nach den ersten Frostnächten. Doch wenn der eigentliche Winter beginnt, überwintert er als Ei. Der tagaktive Hartheu-Spanner (Siona lineata) hingegen überwintert als Raupe. Der Heidespanner (Ematurga atomaria) und der Pulverspanner (Plagodis pulveraria) überwintern als Puppen.
Familie der Glasflügler oder Sesien (Sesiidae):
Die verschiedenen Arten der Glasflügler überwintern mehrmals als leicht behaarte, beige oder gelblich gefärbte Raupen im Innern von Bäumen, Sträuchern und Wurzeln.
Familie der Holzbohrer (Cossidae):
Die verschiedenen Arten der Holzbohrer überwintern mehrmals als glatte nackte Raupen in Baumteilen oder in Schilfrohr.
Familie der Wurzelbohrer (Hepialidae):
Die verschiedenen Arten der Wurzelbohrer überwintern als dünne nur leicht behaarte Raupen an Wurzeln in der Erde.
Die verschiedenen Arten aus der Familie der Prozessionsspinner (Thaumetopoeidae) und aus der Familie der Herbstspinner (Lemoniidae) oder auch Wiesenspinner genannt, überwintern als Eier.
Die verschiedenen Arten aus der Familie der Eulenspinner (Cymatophoridae) z.B. der Achat-Eulenspinner auch Achateule genannt (Habrosyne derasa) (gehört aber nicht zur Familie der Eulenfalter!), aus der Familie der Schildmotten (Limacodidae) oder Schneckenspinner, aus der Familie der Fensterfleckchen (Thyrididae) und aus der Familie der Sichelflügler (Drepanidae) überwintern als Puppen.
Familie der Zahnspinner (Notodontidae):
Die verschiedenen Arten der Zahnspinner überwintern in der Regel als Puppen, manche Arten als Eier oder auch als Raupen.
(Erstveröffentlichung des Beitrags am 28. Februar 2013 um 9.58 Uhr)
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Rückblick: Buchvorstellung und Vortrag "Die Nachtfalter Deutschlands" am 27.09.2013
Vor mehr als 30 Besuchern präsentierte Nachtfalterkenner Axel Steiner in Zusammenarbeit mit der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft des Naturwissenschaftlichen Vereins Karlsruhe e.V. am vergangenen Freitagabend 27. September 2013 am Naturkundemuseum in Karlsruhe erste Einblicke in das in Kürze erscheinende Buch Nachtfalter Deutschlands.
Dieser Feldführer, der eine Gemeinschaftsproduktion der Autoren Axel Steiner, Ulrich Ratzel, Morten Top-Jensen und Michael Fibiger ist, beinhaltet sämtliche 1160 nachtaktiven Großschmetterlinge abgebildet in Lebendfotos und auf Farbtafeln und richtet sich an Anfänger und Laien. Bilder von insgesamt 91 Fotografen sind letzendlich in diesem Werk, einer überarbeiteten und an die deutsche Fauna angepaßten Fassung eines Dänischen Feldführers von Großschmetterlingen, vereint.
Wie von Herrn Steiner im Laufe des Vortrags zu erfahren war, wurde in dieser deutschen Fassung erstmals die neue Systematik, die Einteilung der bisherigen Eulenfalter (Noctuidae) in vier neue Familien berücksichtigt. Ein interessanter Aspekt, der sicherlich nach Erscheinen des Buches für noch reichlich Diskussion in "Nachtfalterinteressierten-Kreisen" sorgen wird. Denn als Folge dieser Neuerung werden z.B. die Bärenspinner (Arctiinae) und die Trägspinner (Lymantriinae) als Unterfamilien der "Erebidae" geführt und die Lemoniidae in die "Brahmaeidae" eingegliedert, in der sie dann nicht einmal mehr als Unterfamilie geführt werden.
Nicht weniger interessant dürften die in Deutschland neu nachgewiesenen, wenn auch zum Teil eingeführten Nachtfalter-Arten sein, wie z.B. "Oligia dubia", der Schädling "Hypantria cuenea", "Cucullia boryphora", "Eilema pseuodomplana", der in Bayern nachgewiesene Japanische Eichen-Seidenspinner (Antheraea yamamai) und der blutsaugende "Calyptra thalictri". Dies sind nur einige der nennenswerten "Neuerscheinungen" im Feldführer, von denen einige Arten nur durch eine Genitaluntersuchung bestimmbar sind. Da die Genitaluntersuchung aber nicht Bestandteil des Buches ist, wurde auf diese Thematik auch nicht weiter eingegangen.
Nach etwas mehr als einer Stunde beendete Axel Steiner gemeinsam mit Dr. Robert Trusch, dem 1. Vorsitzenden des Naturwissenschaftlichen Vereins, seinen Vortrag mit einer kurzen Fragerunde für die Besucher. Im Anschluß daran konnte man sich einen Einblick in einige Inhaltsseiten des Feldführers verschaffen, die vom Autor und Vortragenden ausgelegt waren.
Ich werde das Buch Nachtfalter Deutschlands - ein Feldführer, nach Erscheinen hier auf die Schmetterlinge.com vorstellen.
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Nachlese: NachtAktiv-Nachtschmetterlinge im Auwald am 14.06.2013
Wie vor einem Jahr begann am 14. Juni 2013 um 21.30 Uhr beim Naturschutzzentrum Karlsruhe in Rappenwört die Exkursion NachtAktiv-Nachtschmetterlinge im Auwald mit den Begrüßungsworten von Andreas Wolf, dem Geschäftsführer der Stiftung Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört und Dr. Robert Trusch, einem der beiden Referenten und Kurator für Lepidoptera am Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe.Da die Zahl der Teilnehmer von mehr 22 Erwachsenen und Jugendlichen doch sehr groß war, wurden an diesem Abend zwei Lichtfänge voneinander getrennt im Auwald aufgestellt. Und wie auch im Jahr zuvor, sorgte Michael Falkenberg, der zweite Referent und Entomologische Präparator am Staatlichen Museum für Naturkunde für den Aufbau des einen Lichtfangs, die Anbringung des Blaulichts und der 250-Watt-Birne unter dem ca. 1,50 Meter hohen Turmnetz zum Anlocken der Nachtfalter.
Alle Teilnehmer waren gespannt darauf, welche und wieviele verschiedene Nachtfalter-Arten sich zeigen würden, denn der Kälteeinbruch tags zuvor hatte nicht für ideale Voraussetzungen zum Anlocken von Nachtschmetterlingen (Heterocera) gesorgt. Doch kaum brach die Dunkelheit an, ließ sich auch schon der erste Zünsler auf dem Netz nieder. Und sofort wurden dann wieder die mitgebrachten Bestimmungsbücher gezückt und eifrig nach der passenden Falter-Abbildung gesucht, der dazugehörige Name abgelesen und anschließend notiert. Das klingt Alles ganz leicht, doch so einfach ist die Handhabung nicht. Denn anders als bei den Tagfaltern, die neben der wissenschaftlichen Bezeichnung auch noch deutsche Namen besitzen, sind die Nachtfalter in der Regel mit ihrer wissenschaftlichen Bezeichnung in lateinischer Sprache aufgelistet. Hinzu kommt, daß die Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Arten in der filigranen Zeichnung und Färbung der Flügel oft so minimal sind, dass eine Zuordnung zu einer Farbabbildung unter Stirnlampenlicht sehr schwierig, manchmal auch gar nicht möglich ist.
Doch bei vielen Faltern war die Bestimmung mit Hilfe der anwesenden Nachtfalter-Experten erfolgreich. So gab auch Axel Steiner, Nachtfalterkenner, Co-Autor von Schmetterlingsbestimmungsbüchern und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Naturkundemuseums Karlsruhe entscheidende Tipps zur Identifizierung, die wir z.B. bei den beiden Schmetterlingen aus der Familie der Spanner (Geometridae) anwenden konnten. Der eine, ein männliches Exemplar des Pustelspanners (Comibaena pustulata) mit pastellgrünen Vorder- und Hinterflügeln (Geometridae), der geduldig saß und sich in verschiedenen Bildern festhalten ließ. Und auch die andere nächtliche Schönheit, ein Schlehenspanner oder auch Pflaumenspanner (Angerona prunaria) der gewillt war, als Modell für die fotografisch Interessierten unter uns Teilnehmern auf einem Ast zur Aufnahme mit Smartphones und Spiegelreflexkameras zu posen. Dank beleuchtungstechnischer Unterstützung von Michael Falkenberg, der mit großer Geduld für das ausreichende Licht sorgte, konnten wir "Fotografen" unsere Beweisfotos auch von diesem Falter machen.
Ein anderer Falter, der Blütenspanner oder auch Weißer Hartriegel-Zierspanner (Astena ansaria), der sich zeigte, zählt zu den typischen Vertretern im Auwald. Auf all die anderen verschiedensten Eulenfalter (Noctuidae), Spanner (Geometridae), Bärenspinner (Arctiinae), Wickler (Totricidae), Zahnspinner (Notodontidae) und Zünsler (Pyralidae), die sich an diesem Abend anlocken ließen, will ich hier nicht genauer eingehen, denn die Zahl von knapp über 30 verschiedenen Arten innerhalb von wenigen Stunden war beachtlich. Doch wer Interesse hat kann ja einmal den Versuch wagen und im Internet in eine Suchmachschine die lateinischen Namen "Hydrelia flammeolaria" oder "Philereme vetulata" eingeben und sehen, welche Nachtschmetterlinge (Heterocera) dann angezeigt werden.
Weit nach Mitternacht habe ich den Ort des Geschehens verlassen und damit ging für mich wieder ein interessanter Ausflug zu den phantastischen nächtlichen Schönheiten im Auwald zu Ende. Wer bisher noch nicht solch ein Spektakel besucht hat, sollte die Gelegenheit ergreifen und sich die Teilnahme an einem erlebnisreichen "Lichtfang" und Ausflug zu den Nachtschmetterlingen nicht entgehen lassen.
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Nachlese: NachtAktiv-Expedition in die Auen am 22.06.2012
Nachlese: Schmetterlinge aus Frankreich
Erste Schmetterlinge gesichtet
Die Schafskälte hat wohl laut Meterologen nun die Eisheiligen abgelöst. Eine nicht gerade erfreuliche Ausgangssituation für die Schmetterlinge in diesem Jahr, die einen deutlichen Vorkommensrückgang zu verzeichnen haben. Dennoch boten mir die bisher wenigen Sonnenstunden in diesem Frühjahr schon Gelegenheit für schöne Schmetterlingsbegegnungen.
Vielleicht hilft die folgende Collage mit einigen der ersten Schmetterlinge, die ich in der Umgebung von Karlsruhe 2013 beobachten konnte, um der Tristesse ein wenig zu entfliehen.
Reihe oben:
Links: Zitronenfalter (Gonepteryx rahmni) Brimestone Butterfly
Mitte: Heidespanner (Ematurgia atomaria) Common Heath
Rechts: Faulbaumbläuling Weibchen (Celastrina argiolus) Holly Blue female
Reihe mitte:
Links: Braune Tageule (Euclidia glyphica) Burnet Companion
Mitte: Tagpfauenauge (Inachis io) Peacock Butterfly
Rechts: Faulbaumbläuling Weibchen (Celastrina argiolus) Holly Blue
Reihe unten:
Links: Tintenfleck-Weißling (Leptidea sinapis) Wood White
Mitte: Faulbaumbläuling Weibchen und Männchen (Celastrina argiolus) Holly Blue male and female
Rechts: Kleines Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus) Small Heath