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Von der Raupe zum Schmetterling – Ein Schmetterlingsbeobachtungsprojekt mit Grundschülern
Dass man schon in jungen Jahren bei Kindern das Interesse für Schmetterlinge (Lepidoptera) wecken und sie damit auch für dieses Thema sensibilisieren kann, zeigt das Beispielprojekt einer 1. Klasse einer Bremer Grundschule. Gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin haben die Schülerinnen und Schüler über mehrere Wochen hinweg in eigenen Terrarien die Entwicklung zweier Schmetterlingsarten von der Raupe bis zum fertigen Schmetterling, beobachtet, begleitet und dokumentiert. Ein aufwendiges und spannendes Projekt für die quirligen und temperamentvollen jungen Forscher und ihre Lehrerin (mehr Fotos in der Galerie).
Anfang Mai wurde das Projekt "Von der Raupe zum Schmetterling” mit mehreren Raupen des Kleinen Fuchses (Aglais urticae) gestartet. Die Schülerinnen und Schüler haben gemeinsam mit ihrer Lehrerin Brennnesselblätter gesammelt und als Futterpflanzen für die Raupen in das vorbereitete Terrarium gelegt. Mit dem Einzug der Raupen begann dann die Beobachtungsphase. Farbe, Größe und Form der Raupen wurden genauestens studiert, dokumentiert und gezeichnet. In der folgenden Woche standen das Pflücken von Brennnesselblättern zum Füttern der Raupen und das Reinigen des Terrariums auf dem Tagesprogramm. Die jungen Forscher waren überrascht, welche Mengen von Futter erforderlich waren und wie viel Kot es zu beseitigen gab. Nach einigen Tagen wurde mit Spannung von den Kindern festgestellt, um wie viel die Raupen innerhalb einer Woche gewachsen waren. Nun war der Zeitpunkt für die Lehrerin gekommen, anhand einer großen Abbildung die einzelnen Körperteile der Raupen vorzustellen. Um dieses neu erlernte Wissen zu vertiefen und um sich über den tatsächlichen Entwicklungsstand zu vergewissern, verbrachte die Klasse viel Zeit mit dem Anschauen der Raupen. Eines Morgens stellten die Kinder fest, dass die Raupen verschwunden waren. Stattdessen befanden sich ungewohnte Gebilde im Terrarium. Über Nacht hatten sich die Raupen verpuppt, wie die Lehrerin im Unterricht erklärte. Die folgenden Tage verliefen zur Enttäuschung der jungen Forscher ereignislos, bis dann plötzlich bunte Schmetterlinge im Terrarium saßen. Was war passiert? Über Nacht waren die Kleinen Füchse (Aglais urticae) geschlüpft, die nun auf der Wiese in die Freiheit entlassen werden konnten. Ein Ereignis, das die Kinder mit Begeisterung begleiteten.
Und nun, sollte das Abenteuer mit den Schmetterlingen etwa schon zu Ende sein? Ganz im Gegenteil. Zur Freude aller zogen Anfang Juni neue Raupen in das Terrarium im Klassenzimmer ein. Doch diese hatten eine andere Farbe als die ersten Raupen, diese waren schwarz. Und wieder wurde bestaunt und anschließend alle neuen Beobachtungen und Erkenntnisse in eine Art "Projekttagebuch" eingetragen. Von der Lehrerin erfuhren die Schülerinnen und Schüler im Unterricht die wichtigsten Fakten zu den neuen Raupen, die sich zu dunkelrot gefärbten Tagpfauenaugen (Inachis io) entwickeln sollten. In den folgenden Tagen gab es für die jungen Schmetterlingsforscher außerdem noch eine Reihe begleitender Aktionen. Eine Aktion bestand darin, dass die Kinder gemeinsam mit ihrer Lehrerin im Laufe des Projekts immer wieder ein Schmetterlingslied anstimmten, das in jeder Strophe, die verschiedenen Entwicklungsstufen der Raupen beschrieb. Eine weitere Aktion war an einem Tag der Besuch einer Kindergartengruppe (Kinder, die im Folgejahr eingeschult werden sollten) zu einer Schmetterlingsbastelaktion. Gemeinsam wurden von den Grundschülern und den Kindergartenkindern eifrig und mit viel Engagement Schmetterlinge aus Papier gefaltet und anschliessend bemalt.
Mitte Juni begann die Verpuppung der Raupen. Ein spannender Vorgang der Metamorphose, die, anders als bei den Kleinen Füchsen (Aglais urticae), unter den wachsamen Augen der jungen Forscher stattfand. Als das Puppenstadium vollständig erreicht und damit Ruhe ins Terrarium eingekehrt war, erlernten die Kinder anhand von Abbildungen die verschiedenen Entwicklungsstufen vom Ei, über die Raupen, die Puppen, bis zu den geschlüpften fertigen Schmetterlingen. Viel Wissen, das es durch ständiges Üben zu vertiefen galt. Als begleitende Aktion kam das Ausmalen von Schmetterlingsvorlagen hinzu. Kein leichtes Unterfangen, wie sich herausstellte. Denn die Kinder setzten nicht die Farben ein, die in der Natur vorgegeben waren, sie griffen stattdessen lieber zu ihren Lieblingsfarben, sodass die fertigen Kunstwerke sehr bunt ausfielen.
Zehn Tage nach der Verpuppung begannen im Terrarium wieder die Aktivitäten. Die Puppenhüllen platzten auf und die fertigen Tagpfauenaugen schälten sich unter den wachsamen Augen der jungen Forscher langsam aus den Puppenhüllen. Als alle Schmetterlinge geschlüpft waren, wurde es Zeit, diese in die Freiheit zu entlassen. Behutsam wurde im Freien auf einer Wiese das Terrarium geöffnet und die Tagpfauenaugen flogen unter fröhlichem Winken der Schülerinnen und Schüler auf und davon.
Damit ging das spannende Schmetterlingsbeobachtungsprojekt für die Erstklässler zu Ende. Doch nicht ganz, denn es stand noch ein Tagesausflug zu den Tropischen Schmetterlingen in der Botanika in Bremen auf dem Programm. Bevor die Kinder in der Schmetterlingshalle die frei umherfliegenden Tropischen Falter bewundern konnten, vermittelten die Mitarbeiter der Botanika noch so einiges Wissenswertes über die Tropenschmetterlinge. Zum Abschluss durften die jungen Forscher dann noch zu wissenschaftlichen Zwecken archivierte Schmetterlingspräparate unter dem Mikroskop betrachten.
Mit dem Besuch in der Botanika hat ein interessantes Schulprojekt sein Ende gefunden, das vielleicht in einer anderen Schule in einer anderen Klasse Nachahmer findet. Mein Dank geht an die Lehrerin dieser 1. Klasse in Bremen, die mir freundlicherweise sowohl Informationen, als auch Fotos zu diesem Projekt zur Verfügung gestellt hat.