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Buchbesprechung: Flatterhafte Schönheiten von Sybille Przybilla
Es ist schon einige Zeit vergangen seit der Veröffentlichung meiner letzten Buchbesprechung. Doch heute stelle ich ein ganz besonderes Werk über die Schmetterlinge im Allgemeinen und über die Bläulinge (Lycaenidae) im Besonderen vor. Das Werk der Schmetterlingskennerin und ausgeprägten Schmetterlings-Freundin Sybille Przybilla "Flatterhafte Schönheiten" ist 2019 erschienen und bietet eine Fülle an Informationen, Sachkenntnis und Wissen in Text und vor allem in Fotos. Es ist ein "Muss-man-Haben-Buch" für jeden Bläulings- bzw. Schmetterlings-Fan und wird dauerhaft in Erinnerung bleiben.
Viel Herzblut, Erfahrung, Sachkenntnis und Wissen hat Sybille Przybilla in die Texte und die Fotos ihres Werkes gesteckt. Dabei ist ein Fach-, Sachbuch und Bildband gleichermaßen entstanden, das den Leserinnen/den Lesern ausführliche Fakten und Informationen über Bläulinge und Schmetterlinge leicht verständlich und interessant vermittelt, ohne sich dabei in allzu wissenschaftlichen Ausführungen zu verlieren. Hilfreich ist sicherlich dabei die inhaltliche Aufteilung, die sich von den Entwicklungsstadien über die verschiedenen Bläulingsarten bis zu Sonderthemen wie die Entstehung der wissenschaftlichen Namen, die Flügelfärbung, die Flügelentwicklung und Flügelentfaltung, die Nahrungsquellen der Schmetterlinge, Myrmekophilie (Bindung einer Art an Ameisen), Tarnen und Täuschen, das Ei, die Entstehung der Strukturfarben, der Kopf, Hormone und Häutung, Duftschuppen und Dufthaarbüschel erstreckt. Ein ausführliches Register zu den Falternamen und den Raupennahrungspflanzen runden das Werk von Sybille Przybilla ab, das eine "Bildexplosion" mit mehr als 800 Fotos ist. Dabei ist zu betonen, dass von diesen vielen Fotos einige die zauberhaften Zeichnungen der Nahrungspflanzen der Bläulinge zeigen, die von Sybille Przybilla selbst angefertigt wurden.
Fachkundige wissenschaftliche Unterstützung hat die Autorin Sybille Przybilla sowohl beratend als auch in Form von Fotomaterial und Sammlungstieren von Schmetterlingsfachleuten wie z.B. Dr. Robert Trusch und Michael Falkenberg vom Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe und z. B. von Dr. Hossein Rajaei und Dr. Joachim Holstein vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart und von erfahrenen Schmetterlingskundlerinnen / Schmetterlingskundlern wie z. B. Axel Steiner, Tina Schulz und Walter Schön erhalten.
Das dekorative Buch ist hochwertig gebunden, mit Hardcover ausgestattet, entsprechend dem Themeninhalt farblich abgestimmt und im ansprechenden Design. Es wurde im DIN A 4 Querformat vom erfahrenen Druck- und Medienhaus Offizin Scheufele, Stuttgart hergestellt.
Mein Fazit
"Flatterhafte Schönheiten" ist ein interessantes Fach- und Sachbuch und ein Bildband mit wunderschönen zahlreichen Farbfotos in allen Größen über Bläulinge und Schmetterlinge im Allgemeinen. Der Autorin und Bläulings-Freundin Sybille Przybilla gelingt es die Leser und Betrachter für ihre Lieblingsschmetterlinge die Bläulinge zu begeistern und auf eine gut leserliche Art und Weise Informationen über die Schmetterlinge zu vermitteln. Man sollte sich die Zeit nehmen, Muße haben und sich auf das Buch einlassen, um den gesamten Inhalt zu erfassen.
Wer bisher noch kein Bläuling-Fan ist, wird es sicherlich nach dem Lesen und Betrachten des Buches "Flatterhafte Schönheiten" sein.
Eine gute Gelegenheit, die Autorin Sybille Przybilla persönlich zu treffen und kennenzulernen, gibt es am 18. April 2024 um 19:00 h im Kulturtreff Waldbronn. Dort zeigt Sie einen Bildvortrag mit dem Titel "Lebenskünstler Schmetterling".
Fakten zum Buch
Buchtitel: Flatterhafte Schönheiten - Lebensweise und Entwicklung von Bläulingen und anderen Schmetterlingen
Autorin: Sybille Przybilla
ISBN: 978-3-00-062490-2
Herausgeber: Axel Steiner, Pfinztal
Erschienen: 2019
Sprache: Deutsch
Seiten: 216, gebunden, Hardcover
Größe: 21 cm x 16,5 cm
Bezugsquelle: www.flatterhafte-schoenheiten.de
Preis: 29,95 Euro
Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera)- 2. Auflage erschienen
Forscher aus Karlsruhe, Bonn und Dresden veröffentlichen nach 18 Jahren eine aktualisierte Übersicht über die Schmetterlinge Deutschlands und die einzelnen Bundesländer.
Das Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera) (2. Auflage) enthält auf 362 Seiten mit 128 Farbabbildungen 3.682 Arten, die aus Deutschland sicher nachgewiesen sind. Es bildet den Band 3 in der Reihe „Entomofauna Germanica“, welche von der Entomofaunistischen Gesellschaft e.V. (EFG) aus Dresden herausgegeben wird und über sie bezogen werden kann.
In dem Buch wird das Vorkommen aller heimischen Schmetterlingsarten in Deutschland und in den Bundesländern in einer Verbreitungstabelle in vier Zeitstufen angegeben: Nachweise bis 1900, Nachweise 1901-1980, Nachweise 1981-2000 und Nachweise 2001-2016. Diese Verbreitungstabelle wird ergänzt durch zahlreiche, z.T. umfangreiche Anmerkungen zur Faunistik, d.h. der Verbreitung der Arten in Raum und Zeit, sowie zur Taxonomie einzelner Arten. In einem eigenen Kapitel werden darüber hinaus 312 fragliche Nachweise, irrtümlich gemeldete, mutmaßlich eingeschleppte und nicht bodenständige Arten kommentiert.
Die Entomofaunistische Gesellschaft hatte sich bereits 1990 zum Ziel gesetzt, ein Gesamtverzeichnis aller Insekten Deutschlands herauszugeben. In nur fünf Jahren, zwischen 1998 und 2003, erschien diese „Entomofauna Germanica“ in sechs Bänden. Das Werk gibt erstmals eine aktuelle Gesamtübersicht zur Insektenfauna Deutschlands und listet 33.473 Arten aus 29 Ordnungen auf. Für fast die Hälfte der Arten (15.151 = 45,3 %) war es möglich, eine nach Bundesländern gegliederte Übersicht zu erarbeiten. Für die Ordnung der Schmetterlinge liegt nun mit der 2. Auflage für die erste Großgruppe nach 18 Jahren eine aktualisierte Übersicht vor.
Das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe, das den Band federführend bearbeitete, hat eine lange Tradition in der Erforschung der Schmetterlingsfauna. Aktuell bearbeitet es im Umweltforschungsplan des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) in einem Verbundprojekt mit dem Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Zusammenfassung und Visualisierung von Daten über das Vorkommen von Schmetterlingen in Deutschland“. Ziel ist es, weiterhin die Übersicht über alle in Deutschland einheimischen Schmetterlingsarten hinsichtlich Vorkommen, jahreszeitlichem Auftreten, Lebensraum und Gefährdung zu behalten und diese Informationen für Rote Listen und Naturschutz sowie für die Forschung und die interessierte Öffentlichkeit bereitzustellen (www.lepidoptera.de).
Weitere Informationen:
Dr. Robert Trusch, Kurator Lepidoptera, Referat Entomologie
Tel. +49 (0) 721 175 2842
E-Mail: trusch@smnk.de
Buchbesprechung: Schönbär und Nonne – ein etwas anderes Nachtfalter-Buch
Literatur über Tagfalter gibt es einige, doch im Umfeld der Nachtfalter ist die Auswahl deutlich eingeschränkter. Im Juli 2013 ist ein Buch über die heimischen Nachtschmetterlinge erschienen, das auffallend anders ist. Die Idee und das Buch selbst stammen vom Nachtfalter-Liebhaber und Designer Armin Dett, der über einen Zeitraum von drei Jahren viele Stunden zu Nachtschlafender Zeit bei den Schmetterlingen in seinem Garten verbracht hat, um diese zu beobachten und zu fotografieren. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Ralf Staiger mit dem er am Bodensee ein Designbüro betreibt, hat er seine zahlreichen Beobachtungen von den Nachtfaltern im Bild- und Informationsband "Schönbär und Nonne" zusammengestellt, das der Autor selbst als eine "Sammlung von Naturkunstwerken" bezeichnet. Zur Mitwirkung hat er sich zwei renommierte Wissenschaftler Dr. Manfred Verhaagh und Dr. Robert Trusch ins Boot geholt, die ihn als Kuratoren und Co-Autoren unterstützt haben, wobei Ersterer auch als Verfasser für das Vorwort des Gesamtwerks steht. Auf 128 Seiten mit mehr als 900 Farbabbildungen kann der Leser in die Welt der heimischen Nachtschmetterlinge abtauchen, die dem Autor Armin Dett am Herzen liegt und auf deren Schönheiten er die Aufmerksamkeit lenken will.
Und wahrlich es ist ein Werk entstanden, das auffallend anders ist. Schon beim Umblättern der in dunklem Blau gehaltenen Vorseiten wird dem Betrachter klar, dass es sich bei diesem Buch nicht um ein typisches Schmetterlingsbestimmungsbuch handelt. Dieser Eindruck wird zugleich mit dem Lesen der Inhaltsübersicht verstärkt, denn hier zeigt sich auch bei der Struktur des Inhalts, dass hier ein gestalterisch orientierter Mensch Hand angelegt hat. Begriffe wie Farbpalette, Farbeffekte, Formensprache, Punkt, Komma, Strich sind wohl eher dem sprachlichen Repertoire eines Designers zuzuordnen, als einer typisch biologischen Terminologie. Und doch zeigt sich bei Weiterbetrachtung der Inhaltsübersicht, dass auch dem wissenschaftlichen Aspekt genüge getan wird.
Und kaum hat man Inhaltsübersicht und Vorwort weitergeblättert, befindet man sich inmitten der Galerie der heimischen Nachtfalter, die auf den folgenden 46 Seiten mit Abbildungen in einer ungeheuerlichen Farb- und Formvielfalt und einem Variantenreichtum in Perspektive und Größe vorgestellt werden, ergänzt mit interessanten Fakten aufbereitet in leicht verständlichem Text. Das Besondere an den Abbildungen liegt wohl darin, dass es allesamt "Freisteller" sind, d.h., die fotografierten Falter wurden mithilfe einer grafischen Software aus der Umgebung mit dem natürlich fallenden Schatten herausgeschnitten und auf einen weißen Hintergrund transferiert. Hier waren "Meister" am Werk, denen es gelungen ist, die ursprüngliche Wirkung der Falter inklusive aller Farb- und Formdetails, wie sie fotografiert worden waren, beizubehalten. Als einziger Wermutstropfen sei hier das Fehlen der Namen der abgebildeten Falter zu nennen, doch dies ist wohl dem ästhetischen Gesamteindruck geschuldet, der mit einer Angabe der Namen deutlich gelitten hätte.
Die folgenden 54 Seiten, die sich mit der Biologie der Nachtfalter befassen, sind als Grundlage für die Bestimmung der jeweiligen Falter konzipiert. Und auch hier steht wie im gesamten Werk deutlich festzustellen ist die gestalterische Ästhetik im Vordergrund. Erklärende Informationen werden mit Abbildungen verstärkt, die Hilfestellungen bei der Erkennung von typischen Kennzeichen der jeweiligen Falter bieten sollen. Interessant und ansprechend ist die grafische Umsetzung zur Darstellung der einzelnen Falterfamilien, mit ihren jeweiligen Unterfamilien und den dazugehörigen Faltern in den Bestimmungstabellen. Und ist der Wissensdurst noch nicht gestillt, kann man anschließend auf weiteren 30 Seiten noch so Einiges zum Leben der Nachtfalter erfahren. Und dieser Teil des Buches zeigt ebenfalls deutlich die Handschrift des Designers, denn auch hier liegt die Betonung auf den freigestellten Farbabbildungen, die mit erklärendem Text untermalt sind. Mit einer Chronologie von Abbildungen der Funde über den Zeitraum eines Nachtschmetterlingsjahres findet das Werk seinen gebührenden Abschluss, der nur noch durch den üblichen Anhang, mit Vorstellung des Autors und seiner beiden Kuratoren und einer Artenübersicht in Listenform abgerundet wird.
Mein Fazit
"Schönbar und Nonne" ist ein ansprechend gestaltetes Nachschlagewerk und ein Bildband über 248 Arten von Nachtschmetterlingen in Deutschland, vornehmlich in der Bodenseeregion. Dem Autor und Nachtfalter-Fan Armin Dett gelingt es, den Leser und Betrachter für die "Schönheiten der Nacht" zu begeistern. Dafür sorgen in erster Linie die zahlreichen farbigen Abbildungen, die auf der Freude am Fotografieren des Autors basieren und die auf hochwertigem matten Papier gedruckt eine besondere Brillanz erhalten. Das edel wirkende "Designobjekt" lädt zum Stöbern und zum Abtauchen in "das geheime Leben der Nachtfalter" ein.
Die ergänzend zum Buch konzipierte Fotoausstellung ist sicherlich auch ein Besuch Wert und kann in verschiedenen Städten besichtigt werden.
Fakten zum Buch
Buchtitel: Schönbär und Nonne – Licht ins geheime Leben der Nachtfalter
Autor: Armin Dett
ISBN: 978-3-7977-0570
Verlag: Stadler Konstanz
Sprache: Deutsch
Seiten: 128, gebunden, Hardcover
Größe: 20 cm x 25 cm
Preis: 29,95 Euro
Einige Ausstellungstermine
Bis 20. April 2014: Garten der Schmetterlinge in Schloss Sayn, Bendorf-Sayn, Rheinland-Pfalz
Bis 25. Mai 2014: Naturmuseum Thurgau, Kanton Thurgau, Schweiz
5. Juni bis 14. September 2014: Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört, Baden-Württemberg
Rückblick: Buchvorstellung und Vortrag "Die Nachtfalter Deutschlands" am 27.09.2013
Vor mehr als 30 Besuchern präsentierte Nachtfalterkenner Axel Steiner in Zusammenarbeit mit der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft des Naturwissenschaftlichen Vereins Karlsruhe e.V. am vergangenen Freitagabend 27. September 2013 am Naturkundemuseum in Karlsruhe erste Einblicke in das in Kürze erscheinende Buch Nachtfalter Deutschlands.
Dieser Feldführer, der eine Gemeinschaftsproduktion der Autoren Axel Steiner, Ulrich Ratzel, Morten Top-Jensen und Michael Fibiger ist, beinhaltet sämtliche 1160 nachtaktiven Großschmetterlinge abgebildet in Lebendfotos und auf Farbtafeln und richtet sich an Anfänger und Laien. Bilder von insgesamt 91 Fotografen sind letzendlich in diesem Werk, einer überarbeiteten und an die deutsche Fauna angepaßten Fassung eines Dänischen Feldführers von Großschmetterlingen, vereint.
Wie von Herrn Steiner im Laufe des Vortrags zu erfahren war, wurde in dieser deutschen Fassung erstmals die neue Systematik, die Einteilung der bisherigen Eulenfalter (Noctuidae) in vier neue Familien berücksichtigt. Ein interessanter Aspekt, der sicherlich nach Erscheinen des Buches für noch reichlich Diskussion in "Nachtfalterinteressierten-Kreisen" sorgen wird. Denn als Folge dieser Neuerung werden z.B. die Bärenspinner (Arctiinae) und die Trägspinner (Lymantriinae) als Unterfamilien der "Erebidae" geführt und die Lemoniidae in die "Brahmaeidae" eingegliedert, in der sie dann nicht einmal mehr als Unterfamilie geführt werden.
Nicht weniger interessant dürften die in Deutschland neu nachgewiesenen, wenn auch zum Teil eingeführten Nachtfalter-Arten sein, wie z.B. "Oligia dubia", der Schädling "Hypantria cuenea", "Cucullia boryphora", "Eilema pseuodomplana", der in Bayern nachgewiesene Japanische Eichen-Seidenspinner (Antheraea yamamai) und der blutsaugende "Calyptra thalictri". Dies sind nur einige der nennenswerten "Neuerscheinungen" im Feldführer, von denen einige Arten nur durch eine Genitaluntersuchung bestimmbar sind. Da die Genitaluntersuchung aber nicht Bestandteil des Buches ist, wurde auf diese Thematik auch nicht weiter eingegangen.
Nach etwas mehr als einer Stunde beendete Axel Steiner gemeinsam mit Dr. Robert Trusch, dem 1. Vorsitzenden des Naturwissenschaftlichen Vereins, seinen Vortrag mit einer kurzen Fragerunde für die Besucher. Im Anschluß daran konnte man sich einen Einblick in einige Inhaltsseiten des Feldführers verschaffen, die vom Autor und Vortragenden ausgelegt waren.
Ich werde das Buch Nachtfalter Deutschlands - ein Feldführer, nach Erscheinen hier auf die Schmetterlinge.com vorstellen.