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Nachlese: Lichtfang auf dem Knittelberg: Nachtfalter beobachten und bestimmen am 29.07.2024
Nachdem es das Wetter am ursprünglich angesetzten Termin am 27.07.2024 nicht gut mit den Nachtfalterfreundinnen und -freunden meinte, konnte Thomas Hauenstein vom Veranstalter Naturtreff Karlsruhe-Grötzingen mit dem Schmetterlingskundler Harald Schuldt und dank dessen Einsatzbereitschaft bei besten Wetterbedingungen am 29. Juli 2024 einen erfolgreichen und von Nachtfaltern gut besuchten Lichtfangabend auf dem Knittelberg bieten.
Ich hatte mich gegen 22:00 Uhr auf den Weg zum Spielplatz beim Naturfreundehaus Karlsruhe-Grötzingen gemacht. Es war bereits dunkel und ein wenig abenteuerlich auf dem Weg vom Autoabstellplatz bis zu dem Ort, wo der Lichtfang stattfinden sollte. Die warme Luft, die umherschwirrenden Insekten, die ich zwar nicht sehen, dafür aber hören und fühlen konnte, wenn sie mein Gesicht im Vorbeiflug streiften, waren gute Vorboten für den heutigen Lichtfang. Und mit meiner Stirnlampe ausgestattet folgte ich durch die Dunkelheit dem schwachen leicht lilafarbenem Lichtpunkt, der immer stärker und größer wurde, je näher ich dem Leuchtturm mit dem Schwarzlicht kam, den Harald Schuldt auf einem weißen ausgebreitetem Tuch aufgebaut hatte. Ich reihte mich in die kleine Gruppe der bereits eifrig und konzentriert die Nachtfalter, die sich auf dem Gaze-Netz des Leuchtturms niedergelassen hatten, beobachtenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein. Und besonders schöne Exemplare wurden in die vom Schmetterlingskundler bereitgestellten Fanggläser eingesammelt, um sie zu bestaunen.
Wie ich feststellte, hatten sich hier wahrlich Nachtfalterfans eingefunden, denn alle standen, knieten oder saßen um den Leuchtturm herum, und waren mit Begeisterung und Freude dabei die immer größer werdende Anzahl von den auf dem Leuchtturmnetz oder auf dem weißen Tuch sitzenden Nachtfaltern zu bestimmen oder in die kleinen Fanggläser (Lebendfanggläser aus Plexiglas zum Betrachten der Nachtfalter) aufzunehmen. Hilfreich waren dabei die Stirnlampen und Taschenlampen zum Anleuchten und die Lupen zum ganz genauen Anschauen dieser kleinen aber auch größen Nachtlebewesen. Von allen Seiten kamen die Rufe "Oh wie schön" oder "haben wir den Falter schon gesehen" oder "das ist aber eine Besonderheit". Je später es wurde desto mehr Nachtfalter aber auch andere Insekten (wie u. a. Schlupfwespen, Marienkäfer, Grillen) wurden durch das Schwarzlicht im Leuchtturm angelockt, flogen um uns herum oder setzten sich auf das Netz oder ließen sich auf dem weißen Tuch am Boden nieder.
Darunter waren z.B. der Zimtbär (Phragmatobia fuliginosa), der Brombeer-Blattspanner (Mesoleuca albicillata), der Graubinden-Labkrautspanner (Epirrhoe alternata), die Gelbbraune Staubeule (Hoplodrina octogenaria), das Ackerwinden-Bunteulchen (Acontia trabealis), die Gammaeule (Autographa gamma), der Schwammspinner (Lymantria dispar), das Gelbleib-Flechtenbärchen (Eilema complana), der Breitbinden-Labkrautspanner (Epirrhoe galiata), die Dunkelgrüne Flechteneule (Cryphia algae), der Schwarzeck-Zahnspinner (Drymonia obliterata), das Waldrasen-Grasmotteneulchen (Deltote pygarga), der Kleine Weinschwärmer (Deilephila procellus), die Buchen-Kahneule ( Pseudoips prasinana), der Pfaffenhütchen-Harlekin (Ligdia adustata), die Sicheleule (Laspeyria flexula), der Zweipunktsichelflügler (Watsonalla binaria) u.v.m..
Harald Schuldt und ein Teilnehmer bei der Bestimmung eines Nachtfalters / Photo: @ dieSchmetterlinge.com
Harald Schuldt war mit Enthusiasmus dabei über die einzelnen Nachtfalterarten zu informieren, Besonderheiten zu erklären oder diese zu bestimmen. Und er konnte wirklich viele dieser vielfältigen einzelnen Nachtfalter namentlich benennen. Es war beeindruckend wie er unermüdlich und mit Freude er jeden einzelnen Falter betrachtete und sich mit uns darüber austauschte. Und es machte mich neugierig, wie er zu seiner großen Leidenschaft kam, ich fragte ihn und er erzählte es mir.
Vor vielen Jahren als Harald bei den vielen Tagfaltern (damals gab es diese noch in wesentlich größerer Zahl) die herumflogen, nicht wusste, um welche Falter es sich handelte, hatte er begonnen sich mit der Erkennung und Bestimmung auseinanderzusetzen und zu erlernen. Dabei erfuhr er, dass Schmetterlingsarten dabei waren, die zwar am Tag umherflogen, aber eigentlich Nachtfalter waren. Doch um welche Nachtfalterart hatte es sich gehandelt? Bestimmungsinformationen im Internet (wie z. B. Lepiforum) oder Bestimmungsapps gab es damals noch nicht, diese waren fast immer den Spezialisten, den ausgebildeten Schmetterlingsforschern, Lepidopterologen und Biologen vorbehalten. Der Frust, dass er die Nachtfalter nicht bestimmen konnte, war so groß, daß er begonnen hatte sich intensiv mit den Nachtfaltern zu befassen, Informationen über diese zu sammeln mit erfahrenen Schmetterlingskundlern zu sprechen und sich Wissen über die Falter anzueignen. Die Begeisterung für die Nachtfalter mit ihrer Vielfalt sind noch heute seine Antriebskraft für die Durchführung von Lichtfängen, die er pro Nachtfaltersaison einmal im Monat oder alle zwei Monate durchführt. Mittlerweile hat sich Harald Schuldt ein großes Wissen über die Nachtfalter angeeignet, das er gerne mit anderen Nachtfalterfans teilt.
So auch an diesem Abend, der so schnell vorüberging. Die Uhr zeigte bereits nach Mitternacht, als wir Nachtfalterfans uns auf den Heimweg machten. Somit ging ein wirklich interessanter und kurzweiliger Leuchtfangabend mit dem Schmetterlingskundler und Nachtfalterfreund Harald Schuldt bei den Nachtfaltern auf dem Knittelberg zu Ende. Auf dem Marsch durch die Dunkelheit zurück zu meinem Auto ließ ich den Abend reflektieren. Ich werde diesen Leuchtfangabend als eine abwechslungsreiche und interessante Veranstaltung mit einer Vielzahl von verschiedenen Nachtfalterarten und mit einem authentischen und sympathischen Nachtfalterkundler in einer kleinen Runde von Nachtfalterfans abspeichern.
Vielen Dank an Harald Schuldt, der mir im Nachhinein seine ausführliche Liste von denjenigen Nachtfaltern, die wir an diesem Abend beobachten konnten und einige Fotos der Nachtfalter für meinen Bericht zur Verfügung gestellt hat.
Fotos von Harald Schuldt in der Galerie
Nachlese: Exkursion ins Naturschutzgebiet Weingartener Moor und Bruchwald Grötzingen am 27.07.2024
Wer sich am Samstag, den 27. Juli 2024 um 14:00 Uhr am Treffpunkt beim Fahrradständer auf dem Parkplatz beim Baggersee Karlsruhe- Grötzingen eingefunden hatte, musste schon recht "hart gesotten" und eine wahre Insekten- und Naturfreundin/ ein wahrer Insekten- und Naturfreund sein, denn die Bedingungen an diesem Tag für die Exkursion ins Naturschutzgebiet Weingartener Moor und Bruchwald in Grötzingen, veranstaltet von der NABU Gruppe Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum in Karlsruhe-Rappenwört, waren herausfordernd. Hohe Temperaturen an die 30 Grad Celsius und eine hohe Luftfeuchtigkeit in einer stark bewachsenen Umgebung mit stehendem Wasser waren Idealbedingungen für Stechmücken, Fliegen und Schnaken.
Dennoch machte sich eine gemischte Gruppe von 11 Erwachsenen mit Frau Dr. Eva Kemp, der Biodiversitätsbotschafterin beim NABU auf, um die vielfältige Insektenwelt im Wald und auf den Wiesen im Weingartener Moor zu entdecken. Vor dem Losmarschieren hatte Eva Kemp anhand einer Karte die Wanderroute erklärt und auf mögliche Insektenbegegnungen hingewiesen. Die anfängliche Zurückhaltung der mit Handys und Fotokamera ausgestatteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer war schnell verflogen und die stechenden Schnaken und die Schwüle waren schnell vergessen. Es wurde gezielt Auschau nach Fliegen, Grashüpfer, Schmetterlingen und anderem Getier gehalten. Der ausgeprägte Bewuchs erforderte ein genaues Hinsehen fast schon ein "Abscannen" der Umgebung. Und dann wurden schon die ersten Käfer, Schnecken, Libellen usw. ausfindig gemacht. Bei den meisten Entdeckungen gab die Biodiversitätsbotschafterin basierend auf ihrem großen Wissens- und Erfahrungsschatz Hintergrundinformation zum jeweiligen Lebewesen auch anhand von mitgebrachter Fotoliteratur mit viel Begeisterung an uns Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiter. Vieles zu den Kleinlebewesen konnte auf diese Weise erfahren und erlernt werden.
Besonders den zarten Libellen wie z. B. mehreren Exemplaren der Heidelibelle oder der Roten Heidelibelle oder der Gemeinen Weidejungfer galt die Aufmerksamkeit. Aber auch die kleinen Käfer entgingen nicht den wachsamen Augen der Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Alle wanderten sensibilisiert und mit offenen Augen durch das Naturschutzgebiet und meldeten, sobald ein Insekt entdeckt wurde. Dabei kam eine erstaunliche Sammlung von Libellen, Käfern, Grashüpfern, Schmetterlingen, Spinnen, Fliegen, Bienen, Schnecken usw. zusammen wie auszugsweise in der beigefügten Liste nachzulesen und in der Galerie zu sehen ist. Und immer wieder flatterten Schmetterlinge vorbei, mal ein Admiral oder ein Distelfalter oder ein Weißling. Zu schnell, um diese im Foto festzuhalten, aber leider auch zu wenig an der Zahl. Das feuchte Wetter der letzten Monate und der Rückgang des Schmetterlingsvorkommens im Allgemeinen zeigten ihre Auswirkung.
Und auch wenn schon die ersten Regentropfen niederprasselten, das Ende der Wanderroute und somit das Ende der Exkursion nahte, zeigte und erklärte uns Eva Kemp unermüdlich die bunte Vielfalt und Schönheit der Insekten im Weingartener Moor. Und mit einer kleinen Zusammenfassung über die gemachten Insektenentdeckungen schloss die Naturbotschafterin am Ausgangspunkt am Parkplatz diese interessante Exkursion ins Naturschutzgebiet Weingartener Moor und Bruchwald in Grötzingen dann nach mehr als zwei Stunden ab, die ein herzliches Dankeschön aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer erntete.
Auszug aus der Liste der Sichtungen und Entdeckungen mit weiteren Photos in der Galerie:
Mistkäfer (Geotrupidae)
Goldglänzender Rosenkäfer (Cetonia ajurata)
Genabelte Strauchschnecke (Fruticicola fruticum)
Lederwanze (Coreus marginatus)
Strauchschrecke (Pholidoptera griseoaptera)
Admiral (Vanessa atalanta)
Distelfalter (Vanessa cardui)
Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae)
Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)
Rote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)
Waldreben-Fensterfleckchen (Thyris fenestrella)
Gemeine Skorbionsfliege (Panorpa communis)
Goldzünsler (Pyrausta aurata)
Gemeine Sumpfschwebfliege (Helophilus pendulus)
Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia)
Gemeine Weidenjungfer (Chacolestes viridis)
Wespenspinne (Argiope bruennnichi)
Wildbiene (Apidae)
Weißer Zünsler (Crambus perlella)
Update und Ergänzungen:
Herzlichen Dank an Dr. Eva Kemp für die Artenliste vom 27. Juli 2024 und an Gabrielle Stiller für die Übermittlung und das Veröffentlichungseinverständnis für die zusätzlichen Photos in der Galerie im Nachhinein.
Gewöhnliche Strauchschrecke (Pholidoptera griseoaptera)
Gemeine oder Deutsche Skorbionsfliege (Panorpa communis)
Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)
Geglätteter Käfer (Chrysolina polita)
Artenliste erstellt von Dr. Eva Kemp vom 27. Juli 2024:
Veranstaltungsdaten:
Termin: Samstag 27.07.2024 von 14:00 bis 16:00 Uhr
Veranstalter: NABU Gruppe Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum in Karlsruhe-Rappenwört
Titel: Bunt, schön und erstaunlich vielfältig: Insekten im Weingartener Moor / Exkursion ins Naturschutzgebiet Weingartner Moor und Bruchwald Grötzingen
Leitung: Dr. Eva Kemp, Biodiversitätsbotschafterin NABU
Beschreibung:
Die Vielfalt der Insekten im Weingartener Moor ist erstaunlich. Haben Sie schon einmal einen blauen Lichtblitz gesehen und sich gefragt, was das sein könnte? War es ein Schmetterling oder ein Grashüpfer? Kennen Sie den Unterschied zwischen einer Großlibelle und einer Kleinlibelle? Welche Geräusche hören Sie? Können Sie erkennen, von welchen Insekten sie stammten? So klein sie auch sind, die Formen- und Farbenvielfalt der Insekten ist verblüffend.
Wir wandern durch Wald und Wiesen und am See entlang, um die Insekten auf den Gräsern, Büschen und Bäumen zu entdecken.
Nachlese: Lesung und Vortrag am 23.02.2024: Schlechtwetterfalter und eine Wiederentdeckung nach 86 Jahren und ein seltener Blick auf einen Teil des Insektenmagazins des Naturkundemuseums Karlsruhe
Knapp 25 Besucherinnen und Besucher fanden sich am frühen Abend am 23. Februar 2024 im Kleinen Hörsaal im Nymphengarten-Pavillon des Naturkundemuseums Karlsruhe ein um mehr Informationen rund um die Wiederentdeckung des Gebirgs-Steppenfrostspanners (Lignyoptera thaumastaria) von einem Team bestehend aus internationalen Schmetterlingsfachleuten um Robert Trusch vom Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe zu erhalten.
Zur Einstimmung gab Axel Steiner kurzweilig einen Auszug aus seinem Text (veröffentlicht im Lepiforum am 19.01.2022 noch vor der Wiederentdeckung im Jahr 2023) über den Fund eines männlichen Gebirgs-Steppenfrostspanners-Exemplars (Lignyoptera thaumastaria), der von Othmar Werner am 15. Oktober 1901 „auf einem höheren Gebirgszuge südlich von Zepce in Bosnien“ entdeckt und von "Rebel noch im selben Jahr als neue Art beschrieben worden war.
Seinen folgenden Vortrag leitete Robert Trusch ein mit interessanten Informationen und Erkenntnissen über die in der Wissenschaftlichen Literatur beschriebene Historie der Entdeckung des Gebirgs-Steppenfrostspanners-Exemplars (Lignyoptera thaumastaria) im Jahr 1904, über das am 2. Oktober 1904 in Montenegro geschlüpfte bis dahin unbekannte Weibchen und über die Biologie dieser besonderen Falter im Allgemeinen, die Robert Lunak beschrieben hatte.
Der Hauptteil des Vortrags anhand von Fotoaufnahmen zeigte die spannende Reise Ende Oktober 2023 in eine recht unwirtliche, einsame und nicht ungefährliche Region in Bosnien-Herzegowina. Doch diese Expedition in Kooperation mit Dejan Kulijer vom Nationalmuseum von Bosnien-Herzegowina konnte nur Dank Dr. Slobodan Ivkovic, dem neuen Heuschreckenspezialist am Naturkundemuseum Karlsruhe und Balkankenner tatsächlich realisiert werden, denn die Reise musste ganz kurzfristig vorbereitet und organisiert werden. Ohne die sprachlichen Fähigkeiten und Kenntnisse von Ivkovic in das verminte Gebiet in Bosnien-Herzegowina wäre das nicht möglich gewesen.
So begannen die Expeditionsteilnehmer um Dr. Robert Trusch mit der detaillierten Vorbereitung der Reise am 2. Oktober 2023, ca. drei Wochen vor tatsächlichem Reiseantritt am 23. Oktober 2023. Wahrlich nicht viel Zeit für so ein Vorhaben. Und trotz der extremen zeitlichen Anforderungen gab es nach einer Fahrt von 11244 km in der Nacht auf den 24. Oktober von Robert Trusch in einer Höhe von ca. 100 Metern in Vlašić planina bei Travnik einen Fund des "Gebirgs-Steppenfrostspanner (Lignyoptera thaumastaria)". Im Anschluss daran entdeckten auch die anderen Teilnehmer einzelne Männchen des Falters und dann am frühen Morgen nach 5 Uhr sogar wenige Weibchen.
Mit diesen Wiederfunden des Gebirgs-Steppenfrostspanners (Lignyoptera thaumastaria) ging diese kurzfristig durchgeführte spannende und nicht ungefährliche Expedition erfolgreich zu Ende. Und möglicherweise findet sie in 2024 eine Wiederholung.
Weiterführende Informationen zu den beteiligten Personen:
Dr. Robert Trusch
- Kurator in der Abteilung Entomologie am Naturkundemuseum Karlsruhe
Axel Steiner
- Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Entomologie am Naturkundemuseum Karlsruhe
- Inhaber und Autor des Lepiblog mit Lepidopterologische Essays und Anekdoten
Dr. Slobodan Ivkovic
- neuer Heuschreckenspezialist am Naturkundemuseum Karlsruhe
Weitere Informationen zum Gebirgs-Steppenfrostspanner (Lignyoptera thaumastaria):
https://lepiforum.org/wiki/page/Lignyoptera_thaumastaria
Frühere Veröffentlichungen zum Thema auf dieSchmetterlinge.com:
"Gebirgs-Steppenfrostspanner" nach 86 Jahren wiederentdeckt
Galerie > Vortrag und Führung "Das neue Insektenmagazin des Naturkundemuseums Karlsruhe
Update: Das "neue Insektenmagazin" des Naturkundemuseums Karlsruhe
Nachlese und Reisetipp: Tibrbilit, Wettrocken, Tamdraman – Naturkundliche Reisen zu den Berbern im marokkanischen Atlasgebirge
Für alle reisefreudigen Nachtfalter-Fans haben wir hier wir einen besonderen Tipp. Aber Vorsicht, neben der Reisefreudigkeit gehört dazu auch eine große Portion Abenteuerlust dazu, um sich auf die Reise zu den Schmetterlingen (Tibrbilit) in den Berbergebieten von Marokko zu machen.
Eine eindrucksvolle Vorstellung, was Schmetterlingsinteressierte dort zu erwarten haben, präsentierten der erfahrene Nachfalterkenner und Buchautor Axel Steiner und der Schmetterlingsforscher und Biologielehrer Rolf Bläsius mit zahlreichen Fotos und persönlichen Erläuterungen in ihrem Vortrag am 27. November 2015 anlässlich des 175-jährigen Bestehens des Naturwissenschaftlichen Vereins am Naturkundemuseum Karlsruhe. Die Fotos stammen aus den verschiedenen Reisen der beiden Schmetterlingskenner, die sich jeweils über mehrere Monate hingezogen hatten. Und obwohl die Betonung eindeutig auf den Nachtfaltern (Heterocera) lag, gab es auch Einiges über das Land, die dort lebenden Menschen, andere Tierarten und über die dortige Pflanzenwelt zu erfahren. Schmetterlingsfans, die sich auf die Spuren der beiden Schmetterlingsforscher begeben wollen, sollten ein geschultes Auge haben, um die gut getarnten Raupen und Falter überhaupt entdecken und beobachten zu können.
Die Reise begann im Hohen Atlas in Tizi-n-Test, einem Pass auf ca. 2082 Meter Höhe, der auf einem schmalen ungeteerten Weg sogar noch mit dem Auto erreichbar ist und führte nach Oukaimeden (in ca 45 km Entfernung von Marrakesch) auf ca. 2600 Meter Höhe, im Winter eines der besten Ski Resorts in Afrika. Zu beobachten gab es es dort verschiedene Spanner (Geometridae), Widderchen (Zygaenidae), Eulenfalter (Noctuidae), aber auch Edelfalter (Nymphalidae) wie z. B. den Coenonympha vaucheri (Blachier 1905), Schwärmer (Sphingidae) und Pfauenspinner (Saturiidae). Alle gezeigten Exemplare hier zu nennen, würde zur Unübersichtlichkeit führen. Aber auch Vögel wie z. B. der Diademrotschwanz (Phoenicurus moussieri) oder die Ohrenlerche (Eremophila alpestris), Skorpione, Fledermäuse, Alpenkrähen, Rötelfalken und Atlashörnchen (Atlantoxerus getulus) zeigten sich den Schmetterlingskundlern.
Vom Hohen Atlas führte die Reise über den Mittleren Atlas am Stausee Bin el Quidane vorbei mit zahlreichen Eulenfaltern (Noctuidae), Glasflüglern (Sesiidae), aber auch anderen Tieren, wie die Berberaffen (Macaca sylvanus) in den Südwesten im Anti-Atlas. Eine Landschaft mit Mandelbäumen, verschiedenen Echsen, Geckos Wüsten-Hornvipern (Cerastes cerastes) und verschiedenen Eulenfaltern (Noctuidae).
Über Forum-el-Hisn in der östlich gelegenen Präsahara mit Dromedaren, Dattelpalmen, verschiedenen Vögeln wie z. B. Sahara-Steinschmätzer, Mittelmeer-Steinschmätzer oder Felsenschwalben, Tigermotten (Arctiinae), Lasiocampidae, Erebidae und Schwärmern (Sphingidae) führte die Reise am Ende des Atlasgebirges bei Agadir wieder zurück zum Flughafen, um die Heimreise aus einer landschaftlich rauen aber abwechslungsreichen Tier- und Pflanzenwelt anzutreten.
Nachlese: Nachtschmetterlinge im Rheinwald am 18. Juli 2014
Begegnungen mit den Schönheiten der Nacht zählen zu den ganz besonderen Erlebnissen. Doch Schmetterlinge (Lepidoptera) anlocken und sehen, die bei Dunkelheit unterwegs sind, gehört nicht gerade zu den Alltäglichkeiten und bedarf ganz bestimmter Ausrüstung. Aus diesem Grunde sind Veranstaltungen, sogenannte "Lichtfang-Events", die das Anlocken und Beobachten von Nachtschmetterlingen unter Anleitung von Schmetterlings-Spezialisten zum Inhalt haben, immer eine gute Gelegenheit für interessante Entdeckungen. So ein Event wird einmal im Jahr auch in der Umgebung von Karlsruhe in Baden-Württemberg von der Entomologischen AG am Naturkundemuseum Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum Rappenwört durchgeführt.
Und wie in den Jahren zuvor, habe ich mich am 18. Juli 2014 gegen 22.00 Uhr mit anderen Nachtschmetterlings-Interessierten im Rheinwald eingefunden, um dort das nächtliche "Schmetterlings-Geschehen" unter die Lupe zu nehmen. Und wie nicht anders erwartet, begleiteten die Schmetterlingsexperten Dr. Robert Trusch und Michael Falkenberg die ca. 15 Teilnehmer mit Begeisterung für ihr Metier "Schmetterlinge" durch den Abend. Doch trotz der warmen Temperaturen und der recht großen Anzahl von Insekten, die sich auf dem beleuchteten Netz am "Lichtfang"- in diesem Jahr ganz modern und stylished- einfanden, blieben die farbprächtigen Nachtfalter (Heterocera), die sich in den Jahren zuvor gezeigt und für Begeisterungsrufe gesorgt hatten, an diesem Abend leider fern.
Dennoch gab es insgesamt mehr als 45 Arten von Spannern (Geometridae), Eulen (Noctuidae), Sichelflüglern (Drepanidae), Schwärmern (Sphingidae), Zahnspinnern (Notodontidae) und Zünslern (Pyralidae) zu beobachten, die zwar in ihrer Farbigkeit gedämpfter, in ihrem gesamten Erscheinungsbild aber Grund zur Bewunderung gaben. Und genau diese Tatsache aber, erforderte von den Teilnehmern noch mehr Aufmerksamkeit und Beobachtungsgenauigkeit für die Details, denn die Identifizierung und Bestimmung der einzelnen Falter anhand der vorliegenden Bestimmungsbücher und mit Einsatz der Stirnlampen gestaltete sich noch schwieriger. Bei so viel "Einsatz" war es nicht verwunderlich, dass zweieinhalb Stunden bei der Nachtschmetterlings-Beobachtung wie „im Flug“ vorübergingen und sich die Teilnehmer nach und nach verabschiedeten. Auch ich machte mich gegen 0:30 Uhr wieder auf den Rückweg durch den nächtlichen Rheinwald zu meinem Auto und konnte dabei wieder einen tollen Abend mit den Schönheiten der Nacht Revue passieren lassen.
Mein Dank geht an Dr. Robert Trusch für das zur Verfügung Stellen einiger Nachtfalter-Fotos von diesem "Lichtfang-Event"
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