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Wandkalender: Nachtfalter 2017
Purpurweiden-Jungfernkind (Boudinotiana touranginii), Smaragdspanner (Thetidia smaragdaria) und Dunkelbrauner Haarbüschelspanner (Eulithis prunata), wohlklingende Namen von teilweise eher selten zu beobachtenden Schmetterlingen aus der Familie der Spanner (Geometridae), die manchmal bei Tageslicht oder häufig nur bei Dunkelheit umherfliegen und zu den Nachtfaltern (Heterocera) gezählt werden. Der zu Beginn genannte Falter wurde z. B. erst Anfang 2015 von den Forschern des Naturkundemuseums Karlsruhe in der Oberrheinebene entdeckt. (Siehe Artikel auf dieSchmetterlinge.com vom 26.03.2015).
Doch obwohl die Nachtfalter rund 95 Prozent der in Deutschland vorkommende Schmetterlinge ausmachen, führen diese im Vergleich zu den Tagfaltern (Rhopalocera) eher noch ein Schattendasein. Dabei müssen sich viele Vertreter der verschiedenen Arten in ihrer Farb- und Mustervielfalt wahrlich nicht schämen.
Der Wandkalender: Nachtfalter 2017 stellt eine kleine Auswahl dieser farbprächtigen, dekorativ gemusterten aber auch farblich etwas unauffälligeren, dafür aber in der Form ungewöhnlichen Faltern vor, beobachtet und fotografiert von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe e. V.(siehe Fotografenliste). Das Kalenderprojekt im DIN-A3 Querformat wurde gemeinschaftlich mit dem Colouria Verlag in Karlsruhe realisiert. Die auf der Titelseite, den 12 Monatsblättern und auf dem rückseitigen Übersichtsblatt abgebildeten Nachtfalter, sind auf leicht glänzendem hochwertigem Papier gedruckt und mit einer silberfarbenen Spiralbindung mit Aufhänger zusammengefasst.
Nachlese und Reisetipp: Tibrbilit, Wettrocken, Tamdraman – Naturkundliche Reisen zu den Berbern im marokkanischen Atlasgebirge
Für alle reisefreudigen Nachtfalter-Fans haben wir hier wir einen besonderen Tipp. Aber Vorsicht, neben der Reisefreudigkeit gehört dazu auch eine große Portion Abenteuerlust dazu, um sich auf die Reise zu den Schmetterlingen (Tibrbilit) in den Berbergebieten von Marokko zu machen.
Eine eindrucksvolle Vorstellung, was Schmetterlingsinteressierte dort zu erwarten haben, präsentierten der erfahrene Nachfalterkenner und Buchautor Axel Steiner und der Schmetterlingsforscher und Biologielehrer Rolf Bläsius mit zahlreichen Fotos und persönlichen Erläuterungen in ihrem Vortrag am 27. November 2015 anlässlich des 175-jährigen Bestehens des Naturwissenschaftlichen Vereins am Naturkundemuseum Karlsruhe. Die Fotos stammen aus den verschiedenen Reisen der beiden Schmetterlingskenner, die sich jeweils über mehrere Monate hingezogen hatten. Und obwohl die Betonung eindeutig auf den Nachtfaltern (Heterocera) lag, gab es auch Einiges über das Land, die dort lebenden Menschen, andere Tierarten und über die dortige Pflanzenwelt zu erfahren. Schmetterlingsfans, die sich auf die Spuren der beiden Schmetterlingsforscher begeben wollen, sollten ein geschultes Auge haben, um die gut getarnten Raupen und Falter überhaupt entdecken und beobachten zu können.
Die Reise begann im Hohen Atlas in Tizi-n-Test, einem Pass auf ca. 2082 Meter Höhe, der auf einem schmalen ungeteerten Weg sogar noch mit dem Auto erreichbar ist und führte nach Oukaimeden (in ca 45 km Entfernung von Marrakesch) auf ca. 2600 Meter Höhe, im Winter eines der besten Ski Resorts in Afrika. Zu beobachten gab es es dort verschiedene Spanner (Geometridae), Widderchen (Zygaenidae), Eulenfalter (Noctuidae), aber auch Edelfalter (Nymphalidae) wie z. B. den Coenonympha vaucheri (Blachier 1905), Schwärmer (Sphingidae) und Pfauenspinner (Saturiidae). Alle gezeigten Exemplare hier zu nennen, würde zur Unübersichtlichkeit führen. Aber auch Vögel wie z. B. der Diademrotschwanz (Phoenicurus moussieri) oder die Ohrenlerche (Eremophila alpestris), Skorpione, Fledermäuse, Alpenkrähen, Rötelfalken und Atlashörnchen (Atlantoxerus getulus) zeigten sich den Schmetterlingskundlern.
Vom Hohen Atlas führte die Reise über den Mittleren Atlas am Stausee Bin el Quidane vorbei mit zahlreichen Eulenfaltern (Noctuidae), Glasflüglern (Sesiidae), aber auch anderen Tieren, wie die Berberaffen (Macaca sylvanus) in den Südwesten im Anti-Atlas. Eine Landschaft mit Mandelbäumen, verschiedenen Echsen, Geckos Wüsten-Hornvipern (Cerastes cerastes) und verschiedenen Eulenfaltern (Noctuidae).
Über Forum-el-Hisn in der östlich gelegenen Präsahara mit Dromedaren, Dattelpalmen, verschiedenen Vögeln wie z. B. Sahara-Steinschmätzer, Mittelmeer-Steinschmätzer oder Felsenschwalben, Tigermotten (Arctiinae), Lasiocampidae, Erebidae und Schwärmern (Sphingidae) führte die Reise am Ende des Atlasgebirges bei Agadir wieder zurück zum Flughafen, um die Heimreise aus einer landschaftlich rauen aber abwechslungsreichen Tier- und Pflanzenwelt anzutreten.