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Buchbesprechung: Makrofotografie - Fotografie al dente von Andreas Kolossa
Was haben Nudeln mit der Makrofotografie zu tun? Man genießt beide am Besten "al dente" oder auch "nicht ganz weich gekocht". Bei Nudeln lässt sich dies mithilfe eines Geschmackstests leicht nachvollziehen. Beim Buch Makrofotografie von Andreas Kolossa, versehen mit dem Untertitel "Fotografie al dente", ist es schon etwas schwieriger, denn es kann sich hierbei ja nur um einen bildhaften Vergleich handeln. Doch um letztendlich die Bezeichnung "Fotografie al dente", verstehen zu können, muss ich mir das Buch genauer ansehen, das sich nach Angaben des FRANZIS Verlags, bei dem das Werk erschienen ist, an die Leserschaft "Einsteiger in die Makrofotografie" richtet.
Bereits von Weitem zieht die kräftige Farbe Gelb der Titelseite meinen Blick auf sich, die sich bei der Betrachtung aus der Nähe als makellosen Hintergrund zeigt, der einen dekorativ auf einer lilafarbenen Blüte sitzenden Schmetterling umschmeichelt. Auffällig zeigen sich mir sofort auch das matte Erscheinungsbild der Titelseite und die angenehme Haptik des Papiers. Diese Eigenschaften ziehen sich, wie ich feststellen kann, durch das gesamte 224-seitige Werk in der Größe 19 cm auf 24 cm. Und schon das erste schnelle überfliegende Durchblättern des Buches lässt mich als Schmetterlingsfan aufmerksam werden, denn sehr viele Seiten zieren ganz wundervolle Fotografien von Schmetterlingen. Moment mal halte ich hier ein Bildband oder ein Sachbuch in Händen, das dabei helfen soll, erste Schritte in die Makrofotografie zu gehen? Auch das Vorwort des Autors und Fotografen Andreas Kolossa lässt erahnen, dass ich auf den folgenden Seiten mit so mancher Überraschung werde rechnen müssen, anders als man das von vielen Büchern aus diesem Genre kennt.
Die Inhaltsübersicht auf den folgenden vier Seiten zeigt die einzelnen Kapitel, insgesamt acht an der Zahl, die sich auf die wesentlichen Sachverhalte der Makrofotografie konzentrieren. Das ist überschaubar und lässt keine Informationsflut erwarten, wie es in anderen Büchern oft der Fall ist. Dass der Autor von der Makrofotografie, insbesondere von der Schmetterlingsmakrofotografie begeistert ist, gibt ja bereits schon in seinem Vorwort nachzulesen und an dieser Begeisterung lässt er auch die Leserschaft teilhaben. Mehr noch, er nimmt diese als Ausgangspunkt in seinem ersten Kapitel, um die künftigen MakrofotografInnen auf die ersten wichtigen und manchmal auch recht trocken anmutenden Fakten hinzuweisen und dabei die Unterschiede zwischen Nah- und Makrofotografie, Blendenwert und Schärfentiefe, Aufnahmemodus, Autofokus, Manueller Fokus und Bildformate zu erläutern und zu erklären. Und dem Autor gelingt es durch die Beschreibung seiner persönlichen Erfahrungen und Eindrücke ergänzt durch doppelseitige, ganzseitige und halbseitige Fotografien, versehen, mit den kurzen Informationen zum Motiv und zu den jeweiligen technischen Aufnahmedaten, die Leser anzuregen und zum Weiterlesen zu animieren.
Dass sich zukünftige MakrofotografInnen auch über die passende Ausrüstung Gedanken machen müssen, lässt sich bereits im ersten Kapitel erahnen. Doch wird spätestens im Folgekapitel klar, dass eine Auseinandersetzung mit gewissen technischen Ausstattungsgegenständen wie Kameras, speziellen Makroobjektiven oder auch Alternativen zu Makroobjektiven, Stativen und Zubehör erforderlich ist. Und auch hier wird deutlich, dass der Schwerpunkt nicht auf ermüdenden und langatmigen Erklärungen in Textform liegt, sondern auf anschaulichen kurzen Erläuterungen, die mit vielen Abbildungen untermalt und dadurch auch nachvollziehbar sind.
Der Linie treu bleibend ist das Hauptkapitel zum Thema Bildgestaltung und -komposition vorrangig mit erklärenden und nachvollziehbaren Fotos gestaltet, ergänzt mit knappgehaltenen Erklärungen in Sachen Drittel-Regelung und Goldener Schnitt, Schärfentiefe und Tiefenschärfe, Bildformate, Perspektiven, Licht und Bokeh, aber auch an eine Aufzählung der häufigsten Fehler und an eine erste schrittweise Anleitung für die ersten Makrofotoaufnahmen mit darstellenden Fotos hat der Autor gedacht und in seinem persönlichen Erlebnisstil kurz beschrieben.
Die folgenden 64 Seiten des 4. Kapitels sind entsprechend der Titelbezeichnung "Motive in Hülle und Fülle" ganz den Fotografien gewidmet. Farbfrohe Makroaufnahmen und dramatische Landschaftsfotografien in verschieden Größendarstellungen reihen sich aneinander ergänzt mit knappen technischen Aufnahmedetails, wie sie im gesamten Buch zu finden sind. In den beigefügten Kurztexten beschreibt der Fotograf seine Erfahrungen, die er auf seinen unzähligen Streifzügen durch die Natur gemacht hat, in seinem ganz persönlichen Stil. Dass hier vorrangig "schmetterlingsfreundliche" Gebiete in Deutschland aufgeführt sind, ist sicherlich der großen Leidenschaft des Autors für Schmetterlinge geschuldet.
Nach diesem “Augenschmaus”, der meine Gedanken in eine andere Welt geführt hat, fällt es mir zugegebener Maßen nicht gerade leicht, mich auf das technisch ausgerichtete Kapitel zum Thema "Focus Stacking" einzulassen. Doch auch in diesem Abschnitt des Buches bleibt der Autor der Linie, die sich durch das Buch zieht treu, nimmt sich in kurzen Textdarstellungen des Inhaltes an und untermalt diese mit dekorativen Fotomotiven aus der Pflanzen- und Tierwelt.
Zum großen Finale soll die Leserschaft nochmals in die Welt der Schmetterlinge eintauchen und erhält dazu ganz spezielle Tipps in Wort und ganzseitigen Fotos, wie Schmetterlinge zu fotografieren sind. Motive gefunden, Fotos gestaltet und die Aufnahmen im "Kasten" und nun? Was geschieht nun mit all den vielen Fotografien? Und auch daran hat der Fotograf gedacht. Im letzten Kapitel seines Buches beschreibt er die wichtigsten Fakten zum Postprocessing und gibt hilfreiche Tipps zur Auf- und Nachbereitung der Fotos, zur Organisation und zum Workflow, zur Datensicherung und zur Vorstellung von Präsentationsmöglichkeiten der Fotografien. In diesem Themenbereich überwiegen zum ersten Mal die Beschreibungen in Textform. Mit einer Art "Checkliste", die alle behandelten Fakten im Buch nochmals kurz zusammenfasst, beendet der Fotograf und Autor Andreas Kolossa sein ganz persönliches Werk "Makrofotografie".
Nach dieser ausführlichen Durchsicht des Buchs ist mir nun die Bezeichnung "Fotografie al dente" klar geworden. Wie sehen Sie das liebe Leserinnen und Leser? Teilen Sie uns doch Ihre Meinung mit. Der Autor des Buches Andreas Kolossa und wir bei dieSchmetterlinge.com freuen uns über Ihre Meinung.
Mein Fazit
Makrofotografie "Fotografie al dente" von Andreas Kolossa ist ein sehr harmonisch gestaltetes Werk, ein Sachbuch und Bildband für Einsteiger in die Makrofotografie, aber auch für Menschen, die Schmetterlinge schätzen oder kennenlernen wollen. Dem Naturfotografen und Autor ist es gelungen auf eine angenehme Weise und in seinem ganz persönlichen Stil das Thema Makrofotografie nahe zu bringen und die Leserschaft in die komplexe Welt der Kleinen, insbesondere der Schmetterlinge eintauchen zu lassen. Neben hilfreichen Tipps, technischen Anleitungen und Darstellungen seiner persönlichen Erlebnisse und Ausflüge in die Natur, gibt es eine Vielzahl von ganz bezaubernden Fotografien von Schmetterlingen, aufgenommen in ihrer natürlichen Umgebung, zu bestaunen. Ein Augenschmaus für Schmetterlingsfans und alle, die es werden wollen.
Fakten zum Buch
Buchtitel: Makrofotografie "Fotografie al dente"
Autor: Andreas Kolossa
ISBN: 978-3-645-60465-9
Verlag: Franzis verlag
Sprache: Deutsch
Seiten: 224, gebunden, Softcover
Größe: 19 cm x 24 cm
Preis: 29,95 Euro
Buchbesprechung: Schönbär und Nonne – ein etwas anderes Nachtfalter-Buch
Literatur über Tagfalter gibt es einige, doch im Umfeld der Nachtfalter ist die Auswahl deutlich eingeschränkter. Im Juli 2013 ist ein Buch über die heimischen Nachtschmetterlinge erschienen, das auffallend anders ist. Die Idee und das Buch selbst stammen vom Nachtfalter-Liebhaber und Designer Armin Dett, der über einen Zeitraum von drei Jahren viele Stunden zu Nachtschlafender Zeit bei den Schmetterlingen in seinem Garten verbracht hat, um diese zu beobachten und zu fotografieren. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Ralf Staiger mit dem er am Bodensee ein Designbüro betreibt, hat er seine zahlreichen Beobachtungen von den Nachtfaltern im Bild- und Informationsband "Schönbär und Nonne" zusammengestellt, das der Autor selbst als eine "Sammlung von Naturkunstwerken" bezeichnet. Zur Mitwirkung hat er sich zwei renommierte Wissenschaftler Dr. Manfred Verhaagh und Dr. Robert Trusch ins Boot geholt, die ihn als Kuratoren und Co-Autoren unterstützt haben, wobei Ersterer auch als Verfasser für das Vorwort des Gesamtwerks steht. Auf 128 Seiten mit mehr als 900 Farbabbildungen kann der Leser in die Welt der heimischen Nachtschmetterlinge abtauchen, die dem Autor Armin Dett am Herzen liegt und auf deren Schönheiten er die Aufmerksamkeit lenken will.
Und wahrlich es ist ein Werk entstanden, das auffallend anders ist. Schon beim Umblättern der in dunklem Blau gehaltenen Vorseiten wird dem Betrachter klar, dass es sich bei diesem Buch nicht um ein typisches Schmetterlingsbestimmungsbuch handelt. Dieser Eindruck wird zugleich mit dem Lesen der Inhaltsübersicht verstärkt, denn hier zeigt sich auch bei der Struktur des Inhalts, dass hier ein gestalterisch orientierter Mensch Hand angelegt hat. Begriffe wie Farbpalette, Farbeffekte, Formensprache, Punkt, Komma, Strich sind wohl eher dem sprachlichen Repertoire eines Designers zuzuordnen, als einer typisch biologischen Terminologie. Und doch zeigt sich bei Weiterbetrachtung der Inhaltsübersicht, dass auch dem wissenschaftlichen Aspekt genüge getan wird.
Und kaum hat man Inhaltsübersicht und Vorwort weitergeblättert, befindet man sich inmitten der Galerie der heimischen Nachtfalter, die auf den folgenden 46 Seiten mit Abbildungen in einer ungeheuerlichen Farb- und Formvielfalt und einem Variantenreichtum in Perspektive und Größe vorgestellt werden, ergänzt mit interessanten Fakten aufbereitet in leicht verständlichem Text. Das Besondere an den Abbildungen liegt wohl darin, dass es allesamt "Freisteller" sind, d.h., die fotografierten Falter wurden mithilfe einer grafischen Software aus der Umgebung mit dem natürlich fallenden Schatten herausgeschnitten und auf einen weißen Hintergrund transferiert. Hier waren "Meister" am Werk, denen es gelungen ist, die ursprüngliche Wirkung der Falter inklusive aller Farb- und Formdetails, wie sie fotografiert worden waren, beizubehalten. Als einziger Wermutstropfen sei hier das Fehlen der Namen der abgebildeten Falter zu nennen, doch dies ist wohl dem ästhetischen Gesamteindruck geschuldet, der mit einer Angabe der Namen deutlich gelitten hätte.
Die folgenden 54 Seiten, die sich mit der Biologie der Nachtfalter befassen, sind als Grundlage für die Bestimmung der jeweiligen Falter konzipiert. Und auch hier steht wie im gesamten Werk deutlich festzustellen ist die gestalterische Ästhetik im Vordergrund. Erklärende Informationen werden mit Abbildungen verstärkt, die Hilfestellungen bei der Erkennung von typischen Kennzeichen der jeweiligen Falter bieten sollen. Interessant und ansprechend ist die grafische Umsetzung zur Darstellung der einzelnen Falterfamilien, mit ihren jeweiligen Unterfamilien und den dazugehörigen Faltern in den Bestimmungstabellen. Und ist der Wissensdurst noch nicht gestillt, kann man anschließend auf weiteren 30 Seiten noch so Einiges zum Leben der Nachtfalter erfahren. Und dieser Teil des Buches zeigt ebenfalls deutlich die Handschrift des Designers, denn auch hier liegt die Betonung auf den freigestellten Farbabbildungen, die mit erklärendem Text untermalt sind. Mit einer Chronologie von Abbildungen der Funde über den Zeitraum eines Nachtschmetterlingsjahres findet das Werk seinen gebührenden Abschluss, der nur noch durch den üblichen Anhang, mit Vorstellung des Autors und seiner beiden Kuratoren und einer Artenübersicht in Listenform abgerundet wird.
Mein Fazit
"Schönbar und Nonne" ist ein ansprechend gestaltetes Nachschlagewerk und ein Bildband über 248 Arten von Nachtschmetterlingen in Deutschland, vornehmlich in der Bodenseeregion. Dem Autor und Nachtfalter-Fan Armin Dett gelingt es, den Leser und Betrachter für die "Schönheiten der Nacht" zu begeistern. Dafür sorgen in erster Linie die zahlreichen farbigen Abbildungen, die auf der Freude am Fotografieren des Autors basieren und die auf hochwertigem matten Papier gedruckt eine besondere Brillanz erhalten. Das edel wirkende "Designobjekt" lädt zum Stöbern und zum Abtauchen in "das geheime Leben der Nachtfalter" ein.
Die ergänzend zum Buch konzipierte Fotoausstellung ist sicherlich auch ein Besuch Wert und kann in verschiedenen Städten besichtigt werden.
Fakten zum Buch
Buchtitel: Schönbär und Nonne – Licht ins geheime Leben der Nachtfalter
Autor: Armin Dett
ISBN: 978-3-7977-0570
Verlag: Stadler Konstanz
Sprache: Deutsch
Seiten: 128, gebunden, Hardcover
Größe: 20 cm x 25 cm
Preis: 29,95 Euro
Einige Ausstellungstermine
Bis 20. April 2014: Garten der Schmetterlinge in Schloss Sayn, Bendorf-Sayn, Rheinland-Pfalz
Bis 25. Mai 2014: Naturmuseum Thurgau, Kanton Thurgau, Schweiz
5. Juni bis 14. September 2014: Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört, Baden-Württemberg