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"Gebirgs-Steppenfrostspanner" nach 86 Jahren wiederentdeckt
Nach 86 Jahren hat eine Gruppe von ehrenamtlichen und hauptberuflichen Schmetterlingsforschern aus Bosnien-Herzegowina, Österreich und Deutschland im Vlasic-Gebirge in Bosnien den "Gebirgs-Steppenfrostspanner (Lignyoptera thaumastaria Rebel, 1901)" wiedergefunden. Ein toller Erfolg!
Nur wenige Exemplare dieses nachtaktiven Schmetterlings waren in Bosnien-Herzegowina bisher in den Jahren 1901, 1903 und zuletzt in 1937 gefunden worden. Obwohl in Montenegro in jüngerer Zeit in 1982 noch eine Beobachtung festgstellt worden war, bestand die Befürchtung, dass diese Falterart ausgestorben sein könnte.
Der "Gebirgs-Steppenfrostspanner (Lignyoptera thaumastaria)" ist nur aus wenigen Gebirgen in Bosnien-Herzegowina und Montenegro bekannt. Die Falter leben oberhalb der Baumgrenze und erscheinen erst dann, wenn der erste Schnee gefallen und wieder getaut ist. Die Flügel der Männchen sind auffällig in gelb und pink gefärbt Die flugunfähigen Weibchen sind nahezu flügellos.
In Kooperation mit Dejan Kulijer vom Nationalmuseum von Bosnien und Herzegowina war Ende Oktober 2023 eine internationale Gruppe von Schmetterlingsfachleuten um Robert Trusch vom Naturkundemuseum Karlsruhe zu einer Expedition aufgebrochen mit dem Ziel diese Falterart wiederzufinden.
Die Experten hatten ab einsetzender Dämmerung das Vlasic-Gebirgsmassiv bei Travnik oberhalb der Baumgrenze zwischen 1550 und 1750 Metern abgesucht. Ab Mitternacht waren von allen Teilnehmern einzelne Männchen des "Gebirgs-Steppenfrostspanner (Lignyoptera thaumastaria)" in verschiedenen Höhen gefunden worden. Weitere Falter waren in den frühen Morgenstunden zu beobachten. Ab 5 Uhr waren dann sogar wenige Weibchen entdeckt worden. Dank des günstigen Wetters war das Vorhaben der Schmetterlingsexperten bereits in der ersten Expeditionsnacht vom 23. auf den 24.10.2023 erfolgreich!
Folgende Erkenntnisse wurden von den Experten festgestellt:
Die Falter werden, im Gegensatz zu anderen Nachtfalterarten fast nicht von künstlichem Licht angelockt. Die Flugunfähigkeit der Weibchen stellt wohl die Vorraussetzung für das Überleben in den von starken Herbststürmen heimgesuchten Gebirgshöhen Bosnien-Herzegowinas und Montegros dar. So werden die für die Fortpflanzung wichtigen Falter nicht aus ihrem Habitat verweht. Die Männchen verbergen sich außerhalb ihrer Aktivitätszeit tief in den Grashorsten und kommen bei Sturm und Regen nicht aus ihren Verstrecken. Dies war bereits in der folgenden stürmigen Untersuchungsnacht deutlich geworden, denn zu dieser Zeit war schon kein Falter mehr im Habitat zu beobachten. Lediglich ein verwehtes einzelnes Männchen war am nächsten Morgen in 1500 Metern Höhezufällig entdeckt worden. Noch ist unbekannt, welche Nahrungspflanzen in der Natur von den Raupen genutzt werden und wie sich die weitere Verbreitung der Falterart im Balkan darstellt.
Es besteht weiterer Forschungsbedarf über den "Gebirgs-Steppenfrostspanner (Lignyoptera thaumastaria)".
Weitere Informationen:
Dr. Robert Trusch, Kurator Lepidoptera, und Dr. Slobodan Ivkovic, Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe, Referat Entomologie
Dejan Kulijer, Curator of Entomologie, Natural History Department, National Museum of Bosnia and Herzegovina
Weitere Mitglieder der internationalen Forschergruppe:
Norbert Pöll, Bad Ischl, Österreich
Dr. Franz Pühringer, St. Konrad Österreich