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Neue Checkliste der Bayerischen Schmetterlinge dokumentiert Rückgang der Artenvielfalt
Freud und Leid liegen bekanntlich nah beieinander.
So auch im Fall der neuen Checkliste sämtlicher bekannter Bayerischen Schmetterlingsarten (Lepidoptera), die vom Schmetterlingsforscher und wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Andreas Segerer und vom Schmetterlingskundler und freien Mitarbeiter Alfred Haslberger der Sektion Lepidoptera der Zoologischen Staatssammlung München am 12. März 2016 im Rahmen des 54. Bayerischen Entomologentags erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Diese zur großen Freude der Zoologischen Staatssammlung München von den beiden Forschern in mehr als zweijähriger recherchierter und erstellter Arbeit und nach eigenen Angaben als Jahrhundertwerk bezeichnete Checkliste, ist das wohl umfassendste Werk dieser Art und beinhaltet mehr als 250 Jahre Schmetterlingsbeobachtung in Bayern. Annähernd 400.00 elektronische Datensätze und eine Vielzahl zusätzlicher bisher noch nicht digitalisierter Quellen liegen der Checkliste zugrunde, die taxonomisch auf dem neuesten Stand ist und erstmalig die räumliche und zeitliche Verbreitung der in Bayern vorkommenden Arten zeigt. Für Bayern wurden insgesamt 3.243 Schmetterlingsarten nachgewiesen, darunter auch annähernd 100 im Vergleich zu früheren Auswertungen neue Arten wie z. B. drei Arten aus der Familie der Miniersackträger (Coleophoridae). Doch ohne das Projekt "Barcoding Fauna Bavarica" (BFB) der Zoologischen Sammlung München, das die vollständige genetische Erfassung der Bayerischen Tierwelt zum Ziel hat, wäre die Entwicklung solch einer Checkliste nicht möglich gewesen.
Zum Leidwesen zeigt diese neue Checkliste der Schmetterlingsarten aber auch die besorgniserregende Entwicklung der Artenzahlen der Schmetterlinge in Bayern. 13 Prozent Artenverluste und eine bedeutende Abnahme von Populationsstärken vieler noch vorhandener Arten, sogar bei bisher häufig nachgewiesenen Falterarten, dokumentiert die Checkliste. Als Ursache dieser Entwicklung und damit für den Rückgang der Arten-Vielfalt verantwortlichen Faktoren sehen die beiden Wissenschaftler den Einsatz von Düngern und Pestiziden bei der Landwirtschaft und die Fragmentierung und Umgestaltung bestehender Landschaftsräume. Nach Ansicht von Andreas Segerer, wird der Verlust an der Biodiversität der Schmetterlinge weitergehen, wenn die dafür verantwortlichen Faktoren nicht geändert werden.
Die Checkliste der Schmetterlinge Bayerns ist als Supplement der Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft Band 106 erschienen und kann bei der Münchner Entomologischen Gesellschaft e. V. (Nichtmitglieder gegen einen Unkostenbeitrag von 20,00 EUR inkl. Versand) bezogen werden.
Quellen:
- Pressemitteilung der Staatlichen naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns "DNA Barcoding an der Zoologischen Staatssammlung München"
- Website der Münchner Entomologischen Gesellschaft e. V.
Nachlese und Vorankündigung: Eine schmetterlingskundliche Reise in den Peruanischen Regenwald nach Panguana
Am 27. Februar 2015 stand eine exotische schmetterlingskundliche Reise im Mittelpunkt der Vortragsreihe der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Naturwissenschaftlichen Verein (NWV) am Naturkundemuseum Karlsruhe. Dr. Robert Trusch entführte an diesem Abend mit zahlreichen Fotografien auf eine spannende Entdeckungstour in die biologische Forschungsstation Panguana mitten im peruanischen Regenwald. Gemeinsam mit Michael Falkenberg, ebenfalls am Naturkundemuseum beschäftigt, und anderen Wissenschaftlern war er Ende September 2014 aufgebrochen, um das Insektenleben und im Besonderen das Schmetterlingsleben in der Baumwipfelregion um die Forschungsstation der Zoologischen Staatssammlung München zu erkunden. Das hochkarätige wissenschaftliche Expeditionsteam, das im Folgenden ausführlicher vorgestellt wird, führte während des Aufenthaltes in der Forschungssstation Panguana, die nur mit dem Boot zu erreichen ist, einige Tag- und Nachtfänge durch, die vor allem zum Ziel hatten, möglichst viele Schmetterlingsarten in ihrer natürlichen Haltung und Umgebung fotografisch zu dokumentieren.
Die Mitglieder des Expeditionsteams waren:
- Dr. Juliane Diller geb. Koeppcke, Stellvertretende Direktorin der Zoologischen Staatssammlung München, Haushaltsbevollmächtigte, Leiterin der Bibliothek und Leiterin der Biologischen Forschungsstation Panguana
- Prof. Dr. Klaus Schönitzer, Hauptkonservator der Sektion Hemiptera an der Zoologischen Staatssammlung München
- Dr. Robert Trusch, Kurator in der Abteilung Entomologie am Naturkundemuseum Karlruhe
- Michael Falkenberg, Entomologischer Präparator in der Abteilung Entomologie am Naturkundemuseum Karlsruhe
- Erich Diller, Schlupfwespenforscher
- Konrad Wothe, Naturfotograf und Zoologe
- Dr. Rolf Mörtter, ehrenamtlicher Mitarbeiter am Naturkundemuseum Karlsruhe
- László Börzsöny
- Carla Madueno, Studentin und Mitarbeiterin auf der Forschungsstation Panguana
- Julió Monzón, Student und Mitarbeiter auf der Forschungsstation Panguana
In seinem Bildervortrag zeigte und beschrieb Dr. Robert Trusch die beschwerliche Anreise zur Forschungsstation Panguana, zuerst mit dem Flugzeug von Lima nach Pucallpa in Peru, von dort mit dem Auto auf holprigen Wegen in den Regenwald nach Humboldt und von dort wiederum mit dem Boot und zu Fuß zu der in 260 Metern Höhe am Río Llullapichisgelegenen Forschungsstation Panguana. Im weiteren Verlauf gab es mehr über die Arbeit der Wissenschaftler zu erfahren, die auch die aufwendige manuelle Anbringung der Lichtfalle hoch oben auf 20 Metern 100 Prozent vorstellte.
In zahlreichen Bildern, die meisten von ihnen Makrofotografien, gab es eine Auswahl exotischer farbprächtiger Schmetterlinge, Raupen aber auch anderer Insekten und Pflanzen zu bewundern, die während der Expedition entdeckt worden waren. Eine prächtige Sammlung gab es zu bestaunen, die auszugsweise auch in der Galerie Teil 2: Schmetterlinge und andere Insekten in Panguana und in der Galerie Teil 3: Schmetterlinge und Raupen in Panguana hier auf dieSchmetterlinge.com zu betrachten sind. Die Beobachtungen wurden durch Einspielung von kurzen Videosequenzen ergänzt und vertieft. Nach mehr als zwei Stunden endete die Reise zur Forschungsstation Panguaga im Regenwald und so manch einer der Besucher des Vortrags wäre sicherlich gerne auf dieser außergewöhnlichen Forschungsreise dabei gewesen.
Doch die Reise zur Biologischen Forschungsstation Panguana geht noch weiter. Und zwar mit dem Vortrag mit Julió Monzón, Mitarbeiter auf der Forschungsstation Panguana, am 25. September 2015 Biodiversität bei Bärenspinnern in Panguana im Pavillion des Naturkundemuseum Karlsruhe.
Und bis zum 25. November 2015 mit der Ausstellung Regenwald im Lokschuppen in Rosenheim u. a. mit Fotos und Videos von Konrad Wothe aus Panguana und einem Interview mit Dr. Robert Trusch in der Forschungsstation.
Mein herzlicher Dank geht an Dr. Robert Trusch und an Konrad Wothe, die mir Ihre tollen Fotos der ganz besonderen Schmetterlings- und Insektenwelt im peruanischen Regenwald zur Präsentation hier auf dieSchmetterlinge.com zur Verfügung gestellt haben.
Mehr Bilder gibt es in der Galerie zu sehen:
Teil 1: Eine Reise in den Peruanischen Regenwald nach Panguana
Teil 2: Schmetterlinge und andere Insekten in Panguana
Teil 3: Schmetterlinge und Raupen in Panguana