Nachlese: Vortrag und Führung "Das neue Insektenmagazin des Naturkundemuseums Karlsruhe" am 25.10.2013
Den ersten Beitrag im neuen Jahr widme ich einem ganz besonderen Ereignis, an dem ich am Abend des 25. Oktober 2013 teilnehmen konnte. Zu diesem Event, der Vorstellung des neuen Insektenmagazins des Naturkundemuseums Karlsruhe, hatte die Entomologische Abteilung am Naturkundemuseum Karlsruhe mit ihrem Vorsitzenden Dr. Robert Trusch und dem Referenten und Entomologischen Präparator Michael Falkenberg geladen. Mehr als 35 Besucher, darunter auch der ehemalige Kurator am Naturkundemuseum und bekannte Buchautor zahlreicher Schmetterlingsfachbücher Günter Ebert und seine Gattin, waren der Einladung gefolgt, die um 19.00 Uhr mit dem mit Spannung erwarteten Vortrag von Michael Falkenberg zu den Hintergründen und wichtigsten Informationen zum neuen Insektenmagazin ihren Anfang hatte.
In den folgenden 90 Minuten erfuhren die Teilnehmer von Michael Falkenberg, der selbst den aufwendigen und nur mit besonderer Anstrengung realisierbaren umfangreichen zweijährigen Umbau und die damit einhergehende Umordnung aller vorhandener Exponate des Insektenmagazins mitorganisiert und betreut hat, viele Hintergrundinformationen aber auch so einige Details aus der Historie des Naturkundemuseums. Seinen Vortrag dokumentierte er mit vielen interessanten Bildern, von denen einige auch in unserer Galerie zu sehen sind, und mit einer zusammenfassenden Faktenübersicht.
Im ersten Teil des Vortrags über die Historie des Naturkundemuseums gab es viel über den Beginn der Sammlung, über die verschiedenen Entwicklungsstufen bis zum heutigen Museum mit dem neuen Insektenmagazin hören. So erfuhren die Teilnehmenden z.B. Einiges über die Gründerin des ursprünglichen Naturalienkabinetts, Markgräfin Caroline Luise von Baden (1723 - 1783), über ihre Interessen und über ihre Sammlungen von Mineralien, Fossilien, Pflanzen und Tieren. Diese Sammlungen wurden nach ihrem Tod von ihrem Gatten, dem Markgrafen Karl Friedrich, an einem neuen Platz im Gebäude der Hofapotheke in Karlsruhe unter Aufsicht des Wissenschaftlers Dr. Carl Christian Gmelin der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Öffnung galt als Besonderheit und war der Beginn einer bedeutungsvollen Bildungseinrichtung für die Bürger in und um Karlsruhe.
Im zweiten Teil gab es verschiedene Fakten und Interessantes zu den einzelnen Sammlungen zu erfahren. Dazu gehörte u.a. die Entwicklung der Insektensammlung, deren ursprünglichen Exponate aus der Sammlung der Markgräfin fast alle Opfer von Milben und Motten geworden waren, aber einen Neubeginn und eine Weiterentwicklung durch Zukäufe erfahren hatte. So auch die Schmetterlingssammlung, die durch die Zukäufe von bedeutenden großen und kleinen Faltersammlungen von verschiedenen wichtigen Sammlern zu dem wurde, was sie heute ist und die im neuen Insektenmagazin enthalten ist.
Die heutige Sammlung der Schmetterlinge (Lepidoptera) allein umfasst ca. 2,45 Millionen Exemplare zusammengesetzt aus Einzelsammlungen von Amsel, Baisch, Bantle, Belter, Bender, Boursin, Burmann, Engelhardt, Daub, Ebert, Eckweiler, Fiebiger, Froitzheim, Gremminger, Glaser, Heidelberger, Henriot, Hesselbarth, Hoegh-Guldberg, Jäkel, Junge, Jüngling, Kabis, Kaisila, Klapperich, Kudrna, Leinig, Mees, Meineke, Messmer, Mörtter, Naumann, Noack, Povolny, Reich, Reisser, Reutti, Roesler, Sälzl jun. Scheubel, Schüller, Schlusche, Sieder, Smetacek, Staib, Strobel, Sutter, Trusch, Wagner, Weißig, Wyatt.
Zum aktuellen Zeitpunkt umfasst das gesamte neue Insektenmagazin ca. 2,45 Millionen Schmetterlinge (Lepidoptera), ca. 170.000 präparierte Exemplare Hautflügler (Hymenoptera), ca. 330.000 Exemplare Käfer (Coleptera), ca. 13.000 Exemplare Gottesanbeterinnen (Mantodea), ca. 25.000 Exemplare Wanzen (Heteroptera), ca. 7.000 Exemplare Libellen (Odonaten), mehr als 10.000 Exemplare Heuschrecken (Orthoptera), eine kleine Anzahl von Exemplaren Fliegen und Mücken (Diptera) und ca. 1.600 Exemplare Netzflügelartige (Neuropteroidea).
Nach den Informationen zur Geschichte und zu den Sammlungen beschrieb und dokumentierte Michael Falkenberg ausführlich den nur zwei Jahren andauernden Umbau des Insektenmagazins mit Gesamtkosten in Höhe von rund 285.000 Euro. Ein wahres Meisterstück, wie die Teilnehmenden des Vortrags erfahren konnten, das nur unter großem Einsatz aller Beteiligten zu stemmen war (siehe Galerie). Mit dem Dank an alle Beteiligten, an die Mitarbeiter der Entomologischen Abteilung am Naturkundemuseum Karlsruhe, an die Architekten und an die Lieferanten der einzelnen Bauteile beendete er seinen äußerst interessanten Vortrag.
Im Anschluss an den Vortrag gab es für die Teilnehmenden noch ein ganz besonderes Highlight, ein Besuch des neuen Insektenmagazins (siehe Galerie). In zwei Gruppen aufgeteilt, führte der derzeitige Kurator der Entomologischen Abteilung Dr. Robert Trusch für jeweils 30 Minuten die Teilnehmenden durch die Schatzkammer für Insekten des Naturkundemuseums Karlsruhe.
Und schon der Weg dorthin durch die dunklen Räume des Museums hoch bis unter das Dach war spannend und ungewöhnlich. Ich hatte gemischte Gefühle und Gedanken darüber, wie das neue Insektenmagazin auf mich wirken würde, denn zugegebener Maßen bin ich eher ein Fan der lebenden Schmetterlinge in ihrer natürlichen Umgebung. Die Vorstellung, die Schmetterlinge seit vielen Jahren archiviert in Insektenkästen zu sehen, war für mich befremdend. Doch kaum war die mehrfach verschlossene schwere Sicherheitstür zum neuen Insektenmagazin geöffnet und kaum hatte unsere kleine Besuchergruppe das Magazin betreten, konnte ich förmlich spüren, welche Schätze hier aufbewahrt wurden. Während Robert Trusch einige Hintergrundinformationen zu den einzelnen Sammlungen nannte und dabei einige Insektenkästen mit archivierten Schmetterlingen (Lepidoptera) präsentierte, versuchte ich mir vorzustellen, wie viel Mühe, Kraft und Schweiß die einzelnen Sammler investiert hatten, um die jeweiligen persönlichen Sammlungen zusammenzutragen, die dann vom Naturkundemuseum aufgekauft worden waren.
Im Laufe unseres Besuchs erfuhren wir noch mehr über die umfangreichen Arbeiten zur Umorganisation der einzelnen Sammlungen unter Mithilfe der angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Museums. Dabei konnten wir sowohl einige Blicke auf die alten und ursprünglichen Schränke der jeweiligen Sammler (z. B. Bilder der Sammlung von Martin Daub), als auch auf das neue Magazin mit dem modernen bis zur Decke reichenden Fahrregal mit den neu geordneten Archivierungskästen werfen. Nach nur 30 Minuten war unser Besuch in der Schatzkammer für Insekten auch schon wieder vorüber, denn die zweite Gruppe der Teilnehmenden wartete darauf, das neue Insektenmagazin besichtigen zu können.
Als Fazit dieses spannenden und informativen Abends kann ich nur allen Schmetterlingsinteressierten empfehlen, die Gelegenheit für einen Besuch des neuen Insektenmagazins zu ergreifen, die vom Naturkundemuseum z.B. an einem “Tag der offenen Tür” geboten werden.
Zusätzliche Informationsquellen:
- Die Vortragsvorlagen wurden mir freundlicherweise vom Referenten Michael Falkenberg vom Naturkundemuseum Karlsruhe zur Verfügung gestellt.
- Einige der Fotos in der Galerie und im Beitrag wurden mir freundlicherweise vom Naturkundemuseum Karlsruhe überlassen.
- Broschüre "Vom Naturalienkabinett zum Naturkundemuseum 1785-1985", Herausgeber: Landessammlungen für Naturkunde Karlsruhe
- Internetseite des Naturkundemuseums Karlsruhe www.smnk.de
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