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Neue Spannerart in Deutschland von Schmetterlingsforschern des Naturkundemuseums Karlsruhe entdeckt
Die Schmetterlingsforscher am Naturkundemuseum Karlsruhe haben gemeinsam mit den ehrenamtlichen Schmetterlingskundlern der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe e.V. in der südlichen Oberrheinebene einen Großschmetterling entdeckt, der bisher vor allem in Zentralfrankreich zu beobachten ist. Den Forschern ist es zum ersten Mal in Deutschland gelungen das Purpurweiden-Jungfernkind (Boudinotiana touranginii) nachzuweisen. Dieser Spanner (Geometridae), der seinen Namen aufgrund der Auffindbarkeit der Raupen ausschließlich an Pupurweiden (Salix purpurea) trägt, ist zwar schon seit Jahrtausenden in der Oberrheinebene ansässig. Bereits 1870 wurde er von den Franzosen Maurice Sand und Jean Étienne Berce als eigene Art beschrieben, doch bisher konnte er in deutschen Gefilden noch nicht beobachtet werden.
Wir gratulieren den Schmetterlingsforschern am Natukundemuseum Karlsruhe ganz herzlich zu diesem ganz besonderen Fund.
Weitere Informationen gibt es am Naturkundemuseum Karlsruhe bei Dr. Robert Trusch, dem Kurator Lepidoptera, Referat Entomologie
Hier geht es zur offiziellen Mitteilung des Naturkundemuseums Karlsruhe.
Rote Liste der Großschmetterlinge in Rheinland-Pfalz
Im Januar 2014 ist nach mehr als 20 Jahren die neue offizielle Rote Liste der Großschmetterlinge in Rheinland-Pfalz erschienen. Diese zeigt ein besorgniserregendes Bild der Gesamtsituation. Denn auch wenn einige der stark verbreiteten Tagfalter-Arten (Rhopalocera) derzeit häufiger zu beobachten sind, sollte man sich vor Augen halten, dass gleichzeitig viele Arten vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet sind. Nach den Beobachtungen der an der Erstellung der Roten Liste beteiligten Spezialisten sind die Gründe dieser Entwicklungen in der Veränderung oder gar im Verschwinden der erforderlichen und typischen Lebensräume zu suchen.
In dieser neuen ausführlichen und umfassenden Roten Liste werden nun zum einen mithilfe der Informationen über Vorkommen und Verbreitung die Situation der Großschmetterlinge dargestellt und zum Anderen Vorschläge für verschiedene Maßnahmen zu deren Pflege und Schutz aufgezeigt. Zum ersten Mal wurden dazu die Analysen auf regionaler Ebene vorgenommen, für die Tagfalter (Rhopalocera) und Widderchen (Zygaenidae) in den 8 Regionen Westerwald/Taunus, Eifel, Hunsrück, Pfälzerwald, südliche Mittelgbirge, Oberrhein-Ebene, Warme Flusstäler im nördlichen Rheinland-Pfalz (Rhein, Mosel, Ahr, Lahn) und im Nahetal mit den Seitentälern. Für die Nachtfalter (Heterocera) standen weniger Daten zur Verfügung, weshalb Untersuchungen nur in 5 Regionen, im nördlichen Mittelgebirge, in den nördlichen Flusstälern, im südlichen Mittelgebirge mit Nahe, im Pfälzerwald und in der Oberrhein-Ebene durchgeführt wurden.
In der Gesamtauswertung zeigt die neue Rote Liste, daß von den insgesamt 1118 beobachteten verschiedenen Arten 87 (7,8 Prozent)vom Aussterben bedroht (Kategorie 1), 180 Arten (16,1 Prozent) stark gefährdet (Kategorie 2) und 159 Arten (14,2 Prozent) gefährdet (Kategorie 3) sind.
Ich habe mir die vom Aussterben bedrohten Arten (Kategorie 1) genauer angesehen. Zum Zweck der Übersichtlichkeit führe ich hier nicht alle Arten auf, sondern nur die 22 Tagfalterarten (Rhopalocera). Dazu gehören z.B. der Blauschillernde Feuerfalter (Lycaena helle), der Storchschnabel-Bläuling (Plebejus eumedon), der Esparsetten-Bläuling (Polyommatus thersites), der Wundklee-Bläuling (Polyommatus dorylas), der Silberfleck-Perlmuttfalter (Clossiana euphrosyne) der Hochmoor-Perlmutterfalter (Boloria aquilonaris), der Trauermantel (Nymphalis antiopa), der Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydriyas aurinia), der Westliche Scheckenfalter (Melitaea parthenoides), der Große Eisvogel (Limenitis populi), der Gelbringfalter (Lopinga achine), das Große Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia), der Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops), der Gelbbindige Mohrenfalter (Erebia meolans), der Kleine Waldportier (Hipparchia alcyone), der Weiße Waldportier (Hipparchia circe) und der Blaugras-Augenfalter (Chazara briseis).
Für diejenigen Schmetterlingsinteressierte, die noch mehr über die bedrohten Schmetterlingsarten in Rheinland-Pfalz erfahren wollen, steht die gesamte Rote Liste auf der Website des Herausgebers, des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Ernährung in Mainz zum Herunterladen zur Verfügung.
Ende der Schmetterlingssaison 2014
Es ist fast November und die Temperaturen werden frischer. Und auch wenn sich noch einige Wanderfalter wie der Admiral während der wenigen Sonnenstunden zeigen, geht nun die Schmetterlingssaison 2014 leider zu Ende.
Faszinierende und beeindruckende Begegnungen mit so manchen Tagfaltern (Rhopalocera) und Nachtfaltern (Heterocera), aber auch mit einigen interessanten Schmetterlings- und PflanzenkundlerInnen und das Kennenlernen von spannenden Schmetterlingsprojekten hat die diesjährige Saison geprägt. Als Beispiele seien hier das Projekt Viel-Falter und die Veranstaltung Nachtschmetterlinge im Rheinwald genannt.
Doch hinterlässt die diesjährige Saison auch einen bitteren Beigeschmack. Der Trend über eine rückläufige Vielfalt der Schmetterlingsarten aus 2013 setzte sich an den von mir regelmäßig besuchten Gebieten vorwiegend in Baden-Württemberg auch in 2014 weiter fort. Ob solche Entwicklungen auch an Plätzen in anderen deutschen Bundesländern und in anderen Ländern innerhalb Europas festgestellt wurden, werden die Auswertungen der verschiedenen Organisationen zeigen, die in den kommenden Wochen veröffentlicht werden.
Und auch wenn sich die verschiedenen Tagfalter (Rhopalocera) und Nachtfalter (Heterocera) in ihre Überwinterungsquartiere zurückgezogen haben oder verendet sind, werden wir hier auf dieSchmetterlinge.com den Winter mit Berichten, Artenportraits, Fotos, Buchvorstellungen und anderem mehr überdauern, bis im kommenden Frühjahr die bunten Schmetterlinge (Lepidoptera) wieder fliegen und uns mit ihrem Anblick wieder erfreuen werden.
Welche Schmetterlingsbegegnungen haben Sie in 2014 besonders beeindruckt? Schreiben Sie uns über Ihre Erfahrungen. Wir freuen uns über Ihre Berichte. Verwenden Sie dazu bitte unsere Kontaktformular.
Auswertung BUND Schmetterlingszählung "Abenteuer Faltertage 2013"
Mittlerweile hat der Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND) die Ergebnisse der Schmetterlingszählung Abenteuer Faltertage 2013 auf seiner Homepage veröffentlicht.
Nach dieser Auswertung, die auch den späten Beginn der Schmetterlingssaison 2013 berücksichtigt, wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehr als 23.000 Schmetterlinge (auch als Individuen bezeichnet) über Zählbögen online oder per Post gemeldet. Das ist ein deutlicher Anstieg der Gesamtmeldungen gegenüber dem Vorjahr 2012 von 21.397 Individuen (siehe Beitrag vom 14. Februar 2013) und dem Jahr 2011 mit 22.613 Faltern (siehe Beitrag vom 27. März 2012).
Und wie in den beiden Jahren zuvor übernimmt auch in 2013 der Kleine Fuchs (Aglais urticae) mit über 35 Prozent aller Meldungen (mehr als 8050 Falter) wieder die Führungsposition ein. Ihm folgen, ebenfalls in der gleichen Reihenfolge wie in 2012 und 2011, das Tagpfauenauge (Inachis io) mit 25 Prozent (mehr als 5750 Falter), der Zitronenfalter (Gonepteryx ramnis) mit 14 Prozent (mehr als 3220 Falter) und der Schachbrettfalter mit knapp 7 Prozent aller eingegangen Meldungen (mehr als 1610 Falter). Die obige Collage zeigt diese vier Tagfalterarten (Rhopalocera) aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae) und aus der Familie der Weißlinge (Piridae).
Leider lässt sich anhand der Angaben auf der Homepage des BUND nicht ablesen, ob von einem generellen Anstieg des Vorkommens des Kleinen Fuchs (Aglais urticae) bzw. ein Rückgang des Vorkommens aller anderer Arten ausgegangen werden kann. Zu ungenau sind letztendlich die Zahlen, die der BUND in seiner Ergebnisauswertung diesmal veröffentlicht hat. Informationen zu den Fundstellen, wenn nicht im Detail, doch zumindest auf das Bundesland bezogen, fehlen leider auch, obwohl diese Angaben ja auf den Meldebögen eingetragen worden sind.
Vor diesem Hintergrund können dementsprechend auch nur die Angaben über die Fundmeldungen der anderen Schmetterlinge wie dem Aurorafalter (Anthocharis cardamines) mit ca. 5 Prozent (mehr als 1150 Falter), dem Landkärtchen (Araschnia levana) mit ca. 4 Prozent (mehr als 920 Falter), dem Admiral (Vanessa atalanta) ebenfalls mit ca. 4 Prozent (mehr als 920 Falter), dem Distelfalter (Vanessa cardui) mit ca. 3 Prozent (mehr als 690 Falter), dem Schwalbenschwanz (Papilio machaon) mit nur ca. 2 Prozent (mehr als 460 Falter) und dem Trauermantel (Nymphalis antiopa) mit sogar weniger als ca. 1 Prozent (weniger als 230 Falter) betrachtet werden.
Informationsquelle:
Wie Schmetterlinge durch den Winter kommen - Tagfalter
Nur einige wenige Nachtfalterarten sind so geschaffen, daß sie auch bei kühlen Temperaturen unterwegs sein können. Die meisten Schmetterlinge in Deutschland überdauern den Winter in verschiedenen Entwicklungsstadien oder sie verlassen das Land und fliegen in wärmere Gebiete. Der erste Teil der Serie zeigt das Überwinterungsverhalten der Tagfalter (Rhopalocera).
Nur ganz wenige Schmetterlinge überwintern als "Falter":
Sie suchen sich einen geschützten Platz z.B. in Baumstämmen, unter Laub, in Höhlen, in Häusern, in Scheunen, in Schuppen, in Kellern oder auf Dachböden. Dort verfallen sie in eine Art Winterschlaf und können in diesem Stadium auch Frost überstehen. Sobald die wärmende Sonne wieder da ist, das kann schon im Februar oder März sein, erwachen die Falter wieder, paaren sich und legen ihre Eier an den Fraßpflanzen der Raupen ab.
Dazu gehören:
Aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae) das Tagpfauenauge (Inachis io), der Kleine Fuchs (Aglais urticae), der Großer Fuchs (Nymphalis polychloros), der C-Falter (Polygonia c-album) und der Trauermantel (Nympalis antiopa) und aus der Familie der Weißlinge (Piridae) der Zitronenfalter (Gonepteryx rahmni).
Einige Schmetterlinge überwintern als "Ei":
Die Eier werden von den Weibchen nach der Paarung im Sommer an geschützten Stellen von Steinen oder Pflanzen befestigt bzw. angeheftet, je nach Art einzeln oder in Gelegen. So überstehen sie die kalten Wintertage. Im Frühjahr schlüpfen die Raupen, die sich dann über einen Zeitraum von mehreren Wochen über verschiedene Wachstumsstadien weiterentwickeln, bis sie sich verpuppen. Im Juni bzw. im Juli, manchmal auch erst im August schlüpfen dann die Falter aus der Puppe.
Dazu gehören:
Aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae) z.B. der Natterwurz-Perlmuttfalter (Boloria titania), der Mädesüß-Perlmuttfalter (Brenthis ino) und der Weißbindige Mohrenfalter (Erebia ligea), aus der Familie der Bläulinge (Lycaenidae) z. B. der Geißklee-Bläuling (Plebeius argus), der Dukatenfalter (Lycaena virgaureae) und der Pflaumen-Zipfelfalter (Satyrium pruni) und aus der Familie der Ritterfalter (Papilionidae) z.B. der Rote Apollofalter (Panasssius apollo).
Viele Schmetterlinge überwintern als "Raupe":
Die Raupen überstehen die kalten Wintermonate in verschiedenen Entwicklungsstadien, als Jungraupen, als halberwachsene oder als erwachsene Raupen, an verschiedenen Plätzen. Die einen suchen sich ein sicheres Versteck an Pflanzen oder fügen sich mit anderen Raupen in einem Gespinst zusammen. Die anderen schützen sich gar nicht, sie spinnen sich lediglich an Pflanzenteilen fest. Die meisten von ihnen jedoch nehmen auch im Frühjahr noch Nahrung zu sich, so dass sie sich erst spät verpuppen.
Ein besonderes Verhalten zeigen die Raupen des Ameisenbläulings. Diese überstehen den Winter in Ameisennestern, wo sie sich dann auch verpuppen.
Dazu gehören:
Aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae) z.B. der Schachbrettfalter (Melanargia galathea), der Braune Waldvogel (Aphantopus hyperantus), der Große Schillerfalter (Apatura iris), das Kleine Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus) und der Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia), aus der Familie der Bläulinge (Lycaenidae) z.B. der Hauhechelbläuling (Polyommatus icarus), der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) und der Braune Feuerfalter (Lycaena tityrus) und aus der Familie der Weißlinge (Piriadae) z.B. der Baumweißling (Aporia crataegi).
Manche Schmetterlinge überwintern als "Puppe":
Die Puppen überstehen den Winter in unterschiedlichen Formen als Gürtelpuppen oder Stürzpuppen angesponnen an Pflanzenteilen, vergraben im Boden oder eingesponnen in Kokons. Im Frühjahr entwickeln sie sich weiter und die ersten Falter schlüpfen dann im April oder Mai.
Dazu gehören:
Aus der Familie der Ritterfalter (Papilionidae) z.B. der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) und der Segelfalter, aus der Familie der Bläulinge (Lycaenidae) z.B. der Blauschimmernde Feuerfalter (Lycaena helle) und aus der Familie der Weißlinge (Pieridae) z.B. der Aurorafalter (Anthocharis cardamines).
Einige Schmetterlinge überwintern als "Falter in wärmeren Gebieten":
Diese Falter haben bei den kalten Temperaturen in Deutschland keine oder kaum eine Überlebenschance. Im Frühsommer wandern sie aus den südlichen warmen Gefilden nach Deutschland ein, weshalb sie auch die Bezeichnung "Wanderfalter" führen. Sie pflanzen sich hier fort und erzeugen eine neue Generation von Faltern, die im Hochsommer unterwegs sind. Einige dieser Schmetterlinge fliegen im Herbst wieder in die wärmeren südlichen Gebiete zurück. Doch nur wenigen gelingt solch ein Rückflug.
Dazu gehören:
Aus der Familie der Edelfalter (Nympahildae) z. B. der Distelfalter (Vanessa cardui) und der Admiral (Vanessa atalanta) und aus der Familie der Weißlinge (Piridae) der Postillion (Colias croceus).
(Erstveröffentlichung des Beitrags am 29. Januar 2013 um 10.20 Uhr)