Die Falter
Hier werde ich regelmäßig Beiträge mit Informationen zu den Schmetterlingen veröffentlichen.
Die Familie der Spanner
Mit fast 400 Arten in Deutschland zählen die Spanner (Geometridae) zu einer der größten Familie der Großschmetterlinge. Die kleinen bis mittelgroßen Falter sind in der Nacht aktiv, d.h. sie gehören zur Gruppe der Nachtfalter (Heterocera). Auf den ersten Blick eher unscheinbar in ihrer Farbe und Form, zeigen sie bei genauem Hinsehen beeindruckende Linien, Muster und Zeichnungen in zarten Farbnuancen.
Den Namen haben die Spanner (Geometridae) der auffallenden und typischen Fortbewegung ihrer Raupen zu verdanken. Die mittleren Bauchfüße der Raupen sind fast vollständig zurückgebildet oder nicht mehr vorhanden. Weshalb die Fortbewegung nur über die noch vorhandenen Beinpaare, drei am Körper unterhalb der Brust und zwei am hinteren Ende, ausgeführt werden kann. Dabei erfolgt die tatsächliche Bewegung über zwei Phasen. In der ersten Phase, auch als "Krümmen" bezeichnet, zieht die Raupe die beiden Beinpaare vom Hinterende nach vorne zu den drei vorderen Beinpaaren. Dabei wird der Körper in einer Art Schlinge oder Katzenbuckel nach oben gewölbt. In der anschließenden zweiten Phase, auch als "Spannen" bezeichnet, schiebt die Raupe die drei vorderen Beinpaare soweit nach vorne, wie ihr Körper das ermöglicht. Danach wiederholt sich der Fortbewegungsvorgang mit der ersten Phase, gefolgt von der zweiten Phase.
Doch noch eine weitere Besonderheit können die Raupen vieler Spannerarten (Geometridae) vorweisen. Die fehlenden Bauchfüße ermöglichen den Raupen eine gute Tarnung, wenn sie sich in Ruhestellung befinden oder Gefahr droht. Sie halten sich mit mit den beiden Beinpaaren am Hinterende an einem Ast oder Zweig fest, strecken den Körper in einem schrägen Winkel ab und ziehen die vorderen Beinpaare eng an den Körper, so daß sie einem Pflanzenteil ähneln und kaum noch von der Umgebung zu unterscheiden sind. Die Verpuppung der Raupen der meisten Spanner (Geometridae) erfolgt entweder in der Erde oder am Boden.
Zu den Spannern (Geometridae) zählen z.B. der Geschmückte Taubenkropf-Blütenspanner (Eupithecia venosata) aus der Unterfamilie der Larentiinae, das Grüne Blatt (Hipparchus papilionaria) aus der Unterfamilie der Hemitheinae oder der Schwarzspanner (Odezia atrata) aus der Unterfamilie der Oenochrominae und viele mehr.
Die Familie der Schwärmer
Auch die Familie der Schwärmer (Sphingidae) hat unter den Nachtfalterarten einige Auffälligkeiten zu bieten. Obwohl weltweit ca. 1200 Arten nachgewiesen sind, existieren in Mitteleuropa nur etwa 30 Arten.
Die kleinen bis sehr großen Falter mit Flügelspannweiten bis zu 200 mm, in Europa nur bis zu 140 mm, zählen zu den schnellsten Fliegern unter den Schmetterlingen. Ihr charakteristischer Flug, der als Schwirrflug bezeichnet wird, ermöglicht den Faltern das Saugen an Blüten während des Flugs ohne sich dabei absetzen zu müssen. Angepasst an ihr Flugvermögen sind die Stromlinienform des Körpers, der meist in einem zugespitzen Hinterleib endet, die schmalen langen Vorderflügel und die im Vergleich dazu sehr viel kleineren Hinterflügel.
Die meisten Arten der Schwärmer sind in der Nacht bzw in der Dämmerung unterwegs. Nur wenige Arten wie z.B. das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) bilden eine Ausnahme und fliegen tagsüber. Angepasst an ihre nächtlichen Flugzeiten besitzen die Schwärmer (Sphingidae) Facettenaugen, mit denen sie bei Dunkelheit sehr gut sehen können.
Zu den bekannteren Schwärmern (Sphingidae) zählen z.B. das Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata), der Pappelschwärmer (Laothoe populi), der Kleine Weinschwärmer (Deilephila porcellus) und der Wolfsmilchschwärmer (Hyles euphorbiae).
Die bunt gefärbten Raupen sind nackt. Ihre Form erinnert an eine Walze und als besonderes Merkmal besitzen sie kurz vor dem Hinterende, am 11. Körpersegment, ein gebogenes Horn oder eine kleine Erhöhung. Sie verpuppen sich am Boden oder in der Erde und überwintern dann als Puppe.
Die Familie der Bärenspinner
Bei dieser Nachtfalter-Familie gibt es einige Besonderheiten zu beachten. Aus der Historie heraus bis noch vor Kurzem wurden die Bärenspinner (Arctiidae) als eine eigenständige Nachtfalter-Familie betrachtet und eingeordnet. Im vergangenen Jahr nun wurde anscheinend in wissenschaftlichen Kreisen eine Änderung vollzogen, die die eigenständige Familie der Bärenspinner (Arctiidae) in eine Unterfamilie der Eulenfalter (Noctuidae) verwandelt hat. Mit dieser Neueinordnung wurde auch die wissenschafltiche Bezeichnung in Actiinae geändert. Ob und inwieweit diese Änderung wissenschaftlich begründet und verifiziert ist, kann ich nicht bewerten.
Die Bärenspinner (Arctiidae) zählen zwar zu den Nachtfaltern, die Falter aber sind sowohl bei Tag und bei Nacht unterwegs. Von den über 50 in Mitteleuropa nachgewiesenen Arten, sind einige in den Roten Listen geführt und vom Aussterben gefährdet oder sogar bedroht. So ist z.B der Braune Bär (Arctia caja) nur noch sehr selten zu finden und steht in Baden-Württemberg auf der Roten Liste, ebenso wie der Wegerichbär (Parasemia plantaginis), der auch als gefährdet auf den Roten Listen geführt wird. Andere Arten hingegen wie der Schönbär (Callimorpha dominula) oder die Weiße Tigermotte (Spilosoma lubricipeda) sind noch häufiger anzutreffen.
Auffällig zeigen sich die Bärenspinner (Arctiidae) besonders durch ihre bunte und prächtige Färbung, wie man sie eher von den Tagfaltern her kennt. Meistens weisen dabei die Vorderflügel kräftige Zeichnungen in hell-dunkel auf, die im harten Kontrast zu den Mustern auf den knalligfarbigen Hinterflügeln stehen.
In der Ruheposition halten die mittelgroßen Falter meist ihre Flügel wie ein Dach über dem Körper zusammengelegt oder flach an den Körper gedrückt. Die Körper sind gedrungen und die Fühler der männlichen Vertreter sind kammartig ausgebildet.
Die Raupen weisen eine starke und dichte Behaarung auf, manchmal auch in Kombination mit Stacheln, die eine wirkungsvolle Abwehr für Fressfeinde darstellt. Die Weibchen legen die glänzenden runden Eier in ein- oder mehrschichtigen Gebinden ab. Die Verpuppung erfolgt entweder an den Futterpflanzen oder auf dem Boden.
Die Familie der Pfauenspinner
Auf die Vorstellung der Tagfalter (Rhopalocera) folgen nun Beiträge zu den Nachtfaltern (Heterocera).
Der Anfang macht die Familie der Pfauenspinner (Saturniidae). Weltweit sind in tropischen und subtropischen Regionen über 1400 Arten, in Europa nur wenige und in Deutschland sogar nur zwei Arten dieser Schmetterlingsfamilie vertreten. Dazu zählen das Kleine Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia), der Schmetterling des Jahres 2012, ebenso wie der Nagelfleck (Aglia tau) oder das Wiener Nachtpfauenauge (Saturnia pyri).
Besondere Merkmale der Falter sind die runden Augenflecke, einer auf jedem Flügel, die zur Abschreckung von Fressfeinden dienen. Auffällig sind auch bei den männlichen Vertretern die deutlich gefächerten Fühler, die an einen Kamm erinnern.
Entdeckt man die Pfauenspinner (Saturniidae) in Ruheposition, dann halten sie ihre Flügel in der Regal flach ausgebreitet. Mit Flügelspannweiten über 140 mm gehören sie weltweit zu den größten Faltern. Ihre Raupen sind recht plump und weisen auf der Hautoberfläche entweder büschelartige Borsten auf oder sind unbehaart.
Die Familie der Dickkopffalter
Die letzte Familie aus der Gruppe der Tagfalter (Rhopalocera), die ich vorstellen möchte, ist die Familie der Dickkopffalter (Hesperiidae). Früher wurde diese Familie den Nachtfaltern (Heterocera) zugeordnet. Doch da deren Vertreter tagesaktiv sind, d.h. am Tag umherfliegen, werden sie als "unechte Tagfalter" (Hesperoidea)" oder als "Tagfalterfamilie im weiteren Sinne" geführt.
Die verschiedenen Arten der Dickkopffalter (Hesperiidae) gehören mit einer Flügelspannweite von 18 bis 32 mm zu den kleinen Schmetterlingen. Auffällig und herausstechend sind, im Vergleich zu den anderen Tagfalterarten, der sehr große Kopf und die plumpe Form des Körpers. Die keulenartigen Fühler hingegen sind typische Merkmale aller Tagfalter (Rhopalocera).
Ähnlich wie die Nachtfalter (Heterocera) sitzen die meisten Dickkopffalter (Hesperiidae) mit flach ausgebreiteten Hinterflügeln und mit gleichzeitig an den Spitzen hochgezogenen Vorderflügeln auf den von ihnen bevorzugten Pflanzen.
Ebenso wie die Falter selbst haben die Raupen auch einen recht plumpen Körperbau mit einer nackten Haut oder mit einer flaumartigen Behaarung.
Zu den Unterfamilien der Dickkopffalter (Hesperiidae) zählen u.a. die Hesperiinae z.B. der Gelbwürfelige Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon) oder der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus) und die Pyrginae z.B. der Kronwicken-Dickkopffalter (Erynnis tages).