Artenportraits
In den Artenportraits werden verschiedene Falter ausführlich vorgestellt.
Entries in Rhopalocera (24)
Kleiner Eisvogel (Limenitis camilla)
Deutscher Name: Kleiner Eisvogel
Englischer Name: White Admiral
Wissenschaftlicher Name: Limenitis camilla
Schmetterlinge: Lepidoptera
Familie: Edelfalter (Nymphalidae)
Unterfamilie: Eisvögel (Limenitidinae)
Größe: Er zählt zu den mittelgroßen Faltern mit einer Flügelspannweite von 44 bis 53 mm.
Kennzeichen: Die Flügeloberseite zeigt mit der schwarzbraunen Einfärbung und mit einem Band aus weißen Flecken eine ähnliche Farbe und Zeichnung wie beim Blauschwarzen Eisvogel (Limenitis reducta). Der weiße Fleck in der Nähe des Vorderrandes auf dem Körper zugewandten Teil des Vorderflügels fehlt dem Kleinen Eisvogel im Gegensatz zum Blauschwarzen Eisvogel. Die Unterseite der Hinterflügel ist rot-orange und weiß gefärbt. Die äußere rötliche Binde auf den Hinterflügeln weist zusätzlich noch zwei Reihen mit aufeinanderfolgenden schwarzen Punkten auf.
Vorkommen: Seine Lebensräume sind vorwiegend feuchte Waldgebiete in Bergregionen oder in Auwäldern. Dort ist er häufiger anzutreffen.
Futterpflanzen der Raupen: Bevorzugt die Rote Heckenkirsche (Lanicera xylosteum), manchmal auch andere Heckenkirschen-Arten.
Informatives: Er erscheint jährlich nur in einer Generation und fliegt von Mitte Juni bis Mitte August. Dort wo die zweite Generation auftritt, kann man ihn dann auch noch im September fliegen sehen. Er lässt er sich an feuchten Stellen und auf Kot von Tieren nieder oder er saugt an den süsslichen Ausscheidungen von Blattläusen. Das Weibchen legt die grün gefärbten Eier, die mit vielen Borsten überzogen sind, einzeln auf den Blättern der Futterpflanzen ab. Die bis auf 25 mm heranwachsenden Raupen sind grün gefärbt, die Köpfe sind ganz in braun gehalten und verfügen auf dem Rücken über Dornen in brauner Farbe, die im Kontrast zu der weißgefärbten Seitenlinie stehen. Wie die Raupen des Blauschwarzen Eisvogels, erstellen sich die heranwachsenden Raupen des Kleinen Eisvogels ihr Überwinterungsquartier auf folgende Weise. Die Raupen beginnen an der Spitze des Blattes und fressen sich durch das Blatt. Dabei lassen sie die mittlere Rippe des Blattes unversehrt, auf der sie dann ausruhen. In diesen Ruhepausen spinnen die Raupen ausgeschiedenen Kot als Verlängerungen an die Blattrippe. Erst am Ende des Sommers bauen sie aus den Resten des Blattes, an dem sie zuletzt gefressen haben, ein knapp 1cm großes Gebilde, das in seiner Form an eine Tüte erinnert. In diesem sogenannten "Hibernarium" wird der Winter überdauert. Im Frühling halten sich die jungen Raupen bevorzugt auf Sträuchern in sonnigen Lagen auf und fressen dort an den Blattknospen. Die Verpuppung erfolgt Ende Mai auf der Unterseite von Blättern.
Komma-Dickkopffalter (Hesperia comma)
Deutscher Name: Komma-Dickkopffalter
Englischer Name: Silver-spotted Skipper
Wissenschaftlicher Name: Hesperia comma
Schmetterlinge: Lepidoptera
Familie: Dickkopffalter (Hesperiidae)
Unterfamilie: Hesperiinae
Größe: Er zählt zu den kleinen Faltern mit einer Flügelspannweite von 24 bis 30 mm.
Kennzeichen: Die Flügeloberseite ist bei beiden Geschlechtern in einem satten Braun gehalten, durchsetzt mit orangefarbenen Flecken und zur Spitze hinlaufend Dunkelbraun gefärbt. Beim Männchen ist auf der Vorderflügeloberseite noch jeweils ein dunkler Duftschuppenstreifen vorhanden, der bei den weiblichen Exemplaren fehlt. Die Flügelunterseite ist gelblich bis grünlich Braun und mit silberfarbenen Flecken überzogen. Die Färbung und Musterung der Flügeloberseiten ähneln denen des Rostfarbigen Dickkopffalters (Ochlodes sylvanus), doch fehlen diesem die silberfarbenen Flecken auf den Flügelunterseiten.
Vorkommen: In Mitteleuropa ist er noch fast überall vertreten. Doch ist er zahlenmäßig in vielen Gebieten stark rückläufig, weshalb er auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft wurde. Seine bevorzugten Lebensräume sind sonnige und trockene Plätze wie Mager- und Trockenrasen, sandiges Gelände und Wegränder. Aber auch im Alpenland in größen Höhen über 2000 Metern ist er in Grasgebieten zu beobachten.
Futterpflanzen der Raupen: Schafschwingel (Festuca ovina), Quecke (Agrogpyron repens) und andere Süßgräser.
Informatives: Seine Flugzeiten sind jährlich in 1 Generation von Anfang Juni bis Mitte September. Das Weibchen legt die halbkugelförmigen hellfarbigen Eier einzeln auf spärlichen und ausgetrockneten Grasbüscheln ab. Die in dunklem Braun gefärbten Raupen besitzen auf dem schwarz gefärbten Kopf gelbliche Streifen und wachsen bis auf ca 25 mm Länge an. Die Überwinterung erfolgt entweder als Ei oder als Jungraupe. Die Verpuppung erfolgt in einem Gespinst aus Pflanzenteilen am Boden. Der deutsche Name des Falters wurde von der Form des Duftschuppenstreifens beim Männchen abgeleitet.
Ehrenpreis-Scheckenfalter (Melitaea aurelia)
Deutscher Name: Ehrenpreis-Scheckenfalter
Englischer Name: Nickerl´s Fritillary
Wissenschaftlicher Name: Melitaea aurelia
Schmetterlinge: Lepidoptera
Familie: Edelfalter (Nymphalidae)
Unterfamilie: Scheckenfalter (Melitaeinae)
Größe: Er zählt zu den mittelgroßen Faltern mit einer Flügelspannweite von 25 bis 32 mm.
Kennzeichen: Er ist oft nur ganz schwer vom Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia) zu unterscheiden, doch ist er aber meist etwas kleiner und seine Grundfarbigkeit wirkt etwas gedämpfter. Seine Flügeloberseiten zeigen häufig variable Zeichnungen und Färbungen von hellbraun über orangebraun bis dunkelbraun. Die Flügelunterseiten sind hellgelb und orangebraun gezeichnet und mit weißen Flecken durchsetzt. Zusätzlich verfügen die Hinterflügel über einen hellfarbigen Saum. Die mit Sinneshaaren überzogenen Lippentaster (Mundwerkzeuge), auch als Labialpalpen bezeichnet, sind fuchsrot und an der Wurzel gelblich gefärbt.
Vorkommen: Seine Lebensräume sind vorwiegend kalkige Böden an sonnigen Hängen und Heideflächen, aber auch trockene Waldränder und Lichtungen in hügeligen Gebieten.
Futterpflanzen der Raupen: Bevorzugt Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Ehrenpreisarten (Veronica), Hain-Wachtelweizen (Melampyrum nemorosum) und Wiesenwachtelweizen (Melampyrum pratense).
Informatives: Er erscheint jährlich meist nur in einer Generation und fliegt von Anfang Juni bis Ende Juli. Das Weibchen legt nach der Paarung die Eier in größeren Haufen auf die Blätter der Wirtspflanzen. Die jungen Raupen sind gesellig und leben in kleinen Gruppen. Sie überwintern auf der Blattunterseite und verteilen sich dann im Frühjahr. Die Raupen sind dunkelgrau bis schwarz gefärbt mit weißgrauen Punkten und besitzen gelbliche bis orangefarbene dornenartige Auswüchse mit weißen Spitzen. Die Verpuppung erfolgt an Blättern und Stengeln in Bodennähe.
Kleiner Schillerfalter (Apatura ilia)
Deutscher Name: Kleiner Schillerfalter
Englischer Name: Lesser Purple Emperor
Wissenschaftlicher Name: Apatura ilia
Schmetterlinge: Lepidoptera
Familie: Edelfalter (Nymphalidae)
Unterfamilie: Schillerfalter (Apaturina)
Größe: Er zählt zu den großen bis sehr großen Faltern mit einer Flügelspannweite von 49 bis 60 mm.
Kennzeichen: Er sieht dem Großen Schillerfalter (Apatura iris) sehr ähnlich. Die Oberseite der Vorder- und Hinterflügel ist schwarzbraun gefärbt und mit einer weißen fleckenartigen Mittelbinde versehen. Auf der Oberseite der Vorderflügel weist er aber im Gegensatz zum Großen Schillerfalter nahe am äußeren Flügelrand jeweils einen deutlichen dunklen in Orange umrandeten Augenfleck auf. Auf der Oberseite der beiden Hinterflügel befindet sich je ein rötlicher umrandeter Augenfleck. Ein weiterer Unterschied zum Großen Schillerfalter wird auf der Oberseite der Hinterflügel deutlich. Die weiße Mittelbinde verfügt über einen zahnähnlichen Fortsatz, der in die schwarzbraune Grundfarbe ragt. Die Unterseite der Flügel fast immer orange-braun gefärbt und zusätzlich mit schwarzen und braunen Flecken überzogen. Dadurch entsteht ein weicher verwischter Eindruck der Zeichnung.
Der Kleine Schillerfalter (Apatura ilia) verfügt über eine Besonderheit. Neben der normal gefärbten Variante, wie oben beschrieben, tritt oft an den gleichen Fundorten noch eine andere Variante auf, auch als "Rotschiller" bezeichnet. Wie der Name schon andeutet, ist bei diesen Faltern die Färbung der Flügeloberseiten braun-gelblich, die auffallend rötlich-violett im Flug schillert.
Vorkommen: Er ist meist an ähnlichen Orten wie der Große Schillerfalter zu beobachten, doch bevorzugt er noch mehr die Wärme. Im südlichen und mittleren Teil Deutschlands ist er auf schattigen Waldwegen von Auenwäldern und lichten Laubwäldern noch häufiger zu finden, ebenso wie im Bergland in warmen Gebirgstälern. Dort setzt er sich gerne auf feuchten Stellen nieder oder hält sich in den Kronen der Bäume auf. Im norddeutschen Flachland hingegen kann man ihn nur vereinzelt entdecken.
Futterpflanzen der Raupen: Die Raupen ernähren sich fast immer von Zitterpappeln (Pupulus tremula) oder auch als Espen bezeichnet, manchmal auch von Salweiden (Salix caprea).
Informatives: Der Kleine Schillerfalter ist ein schneller Flieger, der über große Distanzen dahingleiten kann. Er fliegt in ein oder zwei Generationen von Mitte Juni bis Anfang August. Im Gegensatz zu vielen anderen Schmetterlingen mag auch er keine Blüten. Er bevorzugt stattdessen Tierleichen oder tierische Exkremente an denen er saugt. Dies ist auch der Grund, warum man ihn oft an feuchten Plätzen am Boden beobachten kann. Das werden am meisten männliche Exemplare sein, denn die weiblichen Falter halten sich lieber im Bereich der Baumkronen auf. Zur Eiablage allerdings entfernen sich die Weibchen von ihrem bevorzugten Aufenthaltsort in Richtung Boden, um die Eier einzeln auf die Blattoberseite der Futterpflanzen der Raupen abzulegen.
Die Jungraupe zeigt nicht das typische Fraßverhalten wie die Raupe des Großen Schillerfalters. Sie ist im Gegensatz unstet, wechselt häufiger ihren Sitzplatz und ist deshalb viel schwieriger zu entdecken. Hinsichtlich Aussehen gibt es allerdings starke Ähnlichkeiten zur Raupe des Großen Schillerfalters. Sie verfügt ebenfalls auf dem Kopf über typisch mehrfach verzweigte Hörner, die allerdings etwas tiefer eingekerbt sind und somit deutlicher hervortreten. Während der Nahrungsaufnahme nagt die Raupe kurz vor dem Blattende ein rautenförmiges Blattstück ab, das nur noch mit einer Art dünnem Steg mit dem Blatt verbunden bleibt, auf dem sie sich während Fraßpausen ausruht. Schon in diesem Entwicklungsstadium ist ihre Tarnung so auf das Aussehen des Blattes abgestimmt, dass man sie kaum erkennen kann. Während der Überwinterung sind die braunfarbigen Raupen an Ästen oder an Astgabeln der Espe angesponnen. Die Verpuppung erfolgt im nächsten Frühjahr in Form einer Stürzpuppe auf der Unterseite des Blattes der Futterpflanzen.
Landkärtchen (Araschnia levana)
Deutscher Name: Landkärtchen
Englischer Name: Map
Wissenschaftlicher Name: Araschnia levana
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Edelfalter (Nymphalidae)
Unterfamilie: Fleckenfalter (Nymphalinae)
Größe: Er zählt zu den kleinen bis mittelgroßen Faltern mit einer Flügelspannweite von 27 bis 40 mm.
Kennzeichen: Die Flügeloberseite ist bei der Frühjahrsgeneration (f. levana) in einem bräunlichen Orangeton gefärbt. Auf der Oberseite der Vorderflügel befinden sich außerdem an der Spitze weiße Flecken, die auf schwarzen Grundflecken liegen. Die Hinterflügeloberseite ziert zusätzlich eine Reihe blau eingefärbter kleinere Farbflächen. Bei der Sommergeneration (f. prorsa) hingegen ist die Flügeloberseite in Schwarz gehalten und verfügt über weiße Binden, die durch eine Reihe von rot gefärbten Flecken an den Flügelrändern ergänzt wird.
Die Flügelunterseite ist bei beiden Generationen in einem rötlich Braunton gefärbt und mit weißen Linien durchsetzt, die ein Landkartenähnliches Erscheinungsbild zeigen, was sich auch in der Bezeichnung des Falters ausdrückt.
Vorkommen: In Deutschland ist er noch recht häufig anzutreffen. Seine bevorzugten Lebensräume sind halbschattige und schattige PLätze an Wald- und Wegrändern von feuchten Au- und Laubwäldern bevorzugt in hügeligen Gebieten.
Futterpflanzen der Raupen: Bevorzugt die Große Brennessel (Urtica dioica)
Informatives: Die Falter erscheinen jährlich in 2 Generationen und fliegen von Anfang April bis Ende September. Das Weibchen legt die Eier meist an schattigen Stellen an der Blattunterseite oft bis zu 10 aufeinandergetürmt ab. Die besonderen Erkennungsmerkmale der bis auf 22 mm Länge heranwachsenden schwarzen Raupen sind die am Kopf aufgesetzten Dornen und auf der Seite in einer Reihe angeordnete hellbraune Flecken.
Die Frühlingsgeneration (f. levana) schlüpft im April aus den überwinterten Puppen, deren weibliche Falter Eier auf die Blattunterseiten ablegen. Die aus diesen Eiern geschlüpften Raupen, die zusammenbleiben, verwandeln sich in Stürzpuppen mit metallisch glänzender Färbung. Die später aus diesen Puppen schlüpfenden Falter sehen in Farbe und Zeichnung völlig anders aus wie ihre Eltern und werden als Sommerform (f. prorsa) bezeichnet. Die Weibchen dieser Sommergeneration legen wiederum Eier auf die Blattunterseiten ab. Die aus diesen Eiern geschlüpften Raupen verpuppen sich dann im Spätsommer und überwintern. Im folgenden Frühjahr schlüpfen daraus wieder die Falter der Frühlingsgeneration (f. levana).