Schmetterlinge beobachten, zählen und melden ist für viele Bürgerinnen und Bürger eine sinnvolle und schöne Freizeitbeschäftigung. Dazu gibt es z.B. in Deutschland, Holland und England verschiedene Projekte, an denen man sich beteiligen und seine jeweiligen eigenen Beobachtungen über Meldebögen per Post oder über eine Eingabe in ein Online-Datenbanksystem melden kann. Über einige solcher Projekte in Deutschland habe ich hier auf dieSchmetterlinge.com schon berichtet.
Vor Kurzem hat sich nun eine Leserin unseres Online-Magazins aus Schweiz mit der Frage an mich gewandt, ob solche Schmetterlingsbeobachtungs- und Monitoring-Programme, an denen sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen können, auch in der Schweiz angeboten werden. Eine interessante Frage, die, wie sich herausgestellt hat, nicht so leicht zu beantworten ist, denn eine schnelle oberflächliche Suche im Internet liefert bedauerlicherweise auf Anhieb keine positiven Ergebnisse. Doch meine intensivere Recherche ergab, dass es im Rahmen von „Citizen Science“ Projekten ("Citizen Science" ist eine Form der Wissenschaft, bei der sich nicht nur Forschende, sondern auch Bürgerinnen und Bürger beteiligen können*) solche Programme auch in der Schweiz gibt.
Das wohl derzeit umfassendste Schmetterlingsbeobach-tungs- und Monitoring-Programm ist in die nationale Datenbank "Webfauna", der Plattform für Beobachtungen der Wildfauna der Schweiz mit Sitz in Neuchâtel eingebunden. Die vom Schweizer Zentrum für Kartographie (SZKF/CSCF) und der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz (KARCH) betreute Online-Plattform "Webfauna" erfasst die Beobachtungen aller Tierarten außer den Vögeln in der Schweiz und in den angrenzenden ausländischen Gebieten. Seit der Einführung dieser Plattform vor knapp drei Jahren können Schweizer Bürgerinnen und Bürger und auch Interessierte außerhalb, die sich zeitweise in der Schweiz aufhalten, ihre Tierbeobachtungen über eine Online-Maske eingeben. Da die auf diese Weise gesammelten Daten für den Artenschutz und für das Monitoring verwendet werden, legen die Betreiber von "Webfauna" nach eigenen Aussagen großen Wert auf eine hohe Qualität der Beobachtungsangaben. Dementsprechend werden alle eingegebenen Daten vor Aufnahme in die zentrale Datenbank geprüft und falls erforderlich zusätzliche Belege von der jeweiligen Meldeperson angefordert. Zugang zu "Webfauna" können interessierte Bürgerinnen und Bürger nach erstmaliger Anmeldung durch die Eingabe eines gewählten Benutzernamens und über ein persönliches Passwort erhalten. Alle eingegebenen geografischen Daten werden zusätzlich auch über einen Kartenserver in interaktive Verbreitungskarten eingebunden, welche ebenfalls online abgerufen werden können. Ausführliche Informationen zur "Webfauna", der Zugang zum Online-Eingabesystem und Anwendungshilfen sind auf der Homepage des Schweizer Zentrum für die Kartografie der Fauna (Centre Suisse de Cartographie de la Faune) in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache zugänglich.
Neben diesem großen und übergreifend angelegten Monitoring-Programm bieten die verschiedenen Naturschutzverbände und aktive Naturschutzgruppen in der Schweiz immer wieder zeitlich und für bestimmte Schmetterlingsarten begrenzte Schmetterlingsbeobachtungsprogramme für die Bürgerinnen und Bürger an. Solche meist regional durchgeführte Projekte erfordern in der Regel eine Mitgliedschaft und sind bei den jeweiligen Institutionen zu erfragen.
- Pro Natura Schweiz, die größte Naturschutzorganisation in der Schweiz: www.pronatura.ch
- Pro Natura Baselland mit dem Projekt Tagfalterschutz Baselland: www.pronatura-bl.ch und www.tagfalter.net
- BirdLife Aargau mit dem über einen Zeitraum von drei Jahren bis in 2012 andauernden Projekt zur Erfassung und Förderung der Widderchen im Aargau: www.birdlife-ag.ch
Doch Schmetterlingsbeobachtungs- und Monitoring-Programme gibt es in der Schweiz nicht nur als "Citizen Science" Projekte. Wissenschaftler und Fachleute überwachen dauerhaft ihre landesspezifische biologische Vielfalt. So führt das Biodiversitätsmonitoring Schweiz auch gezielt landesweit Beobachtungen zur Entwicklung der Schmetterlingsvielfalt auf verschiedenen vorbestimmten Flächen durch. Die jeweiligen Ergebnisse dieser Beobachtungen können auf der Website des Biodiversitätsmonitoring Schweiz abgerufen werden.
* "Citizen Science" ist eine Form der Wissenschaft, bei der sich nicht nur Forschende, sondern auch Bürgerinnen und Bürger beteiligen. In vielen Fällen können die erhobenen Daten zu Forschungszwecken verwendet werden. Manchmal steht aber auch die Sensibilisierung der Bevölkerung- zum Beispiel für Umweltanliegen- im Vordergrund. (entnommen dem Artikel "Citizen Science-Wissenschaft oder Aufklärungsarbeit" von Anne-Laure Goumand und Lisa Garnier vom Muséum national d´Histoire naturell in Paris, Frankreich)
- Informationen zur nationalen Datenbank "Webfauna", der Plattform für Beobachtungen der Wildfauna der Schweiz wurden mir freundlicherweise von Dr. sc. nat. Simon Capt vom Centre Suisse de Cartographie de la Faune in Neuchâtel zur Verfügung gestellt.
- Kurzinformationen zum Projekt zur Erfassung und Förderung der Widderchen im Aargau wurden mir freundlicherweise von BirdLife Aargau in Aarau zur Verfügung gestellt.