Rettung für die Schmetterlinge bei der Mahd in Sicht?
Juni 12, 2013 at 15:05
Sigrid Dauth in IFAB, Insekten –und Amphibienfreundliches Mähwerk, Mähgerät, NABU-Gruppe Gärtringen-Nufringen-Rohrau, Naturschutz, Naturschutz, Projekte, Schmetterlinge, UN-Dekade Biologische Vielfalt, alternative Mähmethode

© Mark Pedley. Wiese vor der Mahd in 2012.Wie jedes Jahr, wenn ich während der Frühlings- und Sommermonate durch die Wiesen hier in unserer Region um Karlsruhe in Baden-Württemberg streife und die heimischen Schmetterlinge beobachte, graut es mich auch in diesem Jahr wieder davor, wenn der schreckliche Moment kommen wird und die Mähmaschinen die Wiesen mit all den Pflanzen und Tieren niedermetzeln werden, bis die pure Erde hervorkommt und alles Leben zerstört ist. Und wie in den Jahren zuvor, werde ich mich fragen, wann wird denn endlich eine alternative Mähmethode entwickelt, die den Tieren im Besonderen den Schmetterlingen, aber auch den anderen Insekten © Sigrid Dauth. Landkärtchen-Sommerform (Araschnia prorsa) Map Butterfly auf der Wiese in 2012.eine Chance bietet, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

Vielleicht ist nun diese Chance zur Rettung vor den Mähmaschinen gekommen.

Und zwar in Form eines neuen Mähgerätes, genauer gesagt einer Weiterentwicklung eines eingeführten Scheibenmähwerks mit Erweiterung, das im Rahmen eines Projekts bereits als Prototyp realisiert wurde und auch schon erfolgreich eingesetzt wird. Was genau ist dieses Mähgerät, das ein Insekten –und Amphibienfreundliches Mähwerk darstellt und wer steht hinter diesem Projekt?

© Mark Pedley. 10 Minuten später Beginn der Mahd auf der gleichen Wiese in 2012.Erfinder und Ideengeber des Projekts sind die NABU-Gruppe Gärtringen-Nufringen-Rohrau gemeinsam mit ihrem Verantwortlichen für die Feuchtwiesenpflege Michael Suhm. 15 Hektar zu pflegende Feuchtwiesen stellen die Mitglieder der NABU-Gruppe alljährlich vor eine große Herausforderung. Einerseits würde die regelmäßige Mahd der Wiesen mit herkömmlicher Mähtechnik zu viele Insekten –und Amphibienverluste mit sich bringen, andererseits ist der Einsatz von schonenden Doppelmessermähwerken nach eigenen Erfahrungswerten auf solchen Böden nicht möglich bzw. zu kostenintensiv und die Geräte sind  zu störungsanfällig. Diese Gründe haben wohl u.a. die © NABU-Gruppe Gärtrungen-Nufringen-Rohrau. Aufscheuchrechen des "Insekten- und Amphibienfreundlichen Mähwerks".NABU-Gruppe veranlasst, das Projekt Entwicklung eines Insekten –und amphibienfreundlichen Mähwerks im Juli 2011 zu starten.

Basierend auf einem herkömmlichen Scheibenmähwerk, soll ein Insekten –und Amphibienfreundliches Mähwerk geschaffen werden, das auf Hochschnittkufen läuft und das zusätzlich mit einem „Insektenaufscheucher“ ausgestattet ist. Die Funktionsweise ist recht einfach. Durch den als Vorsatz  angebrachten „Aufscheuch-Rechen“ werden die Insekten aufgescheucht und können sich vor dem Schneidevorgang in Sicherheit bringen. Die noch am Boden verbleibenden Insekten © NABU-Gruppe Gärtrungen-Nufringen-Rohrau. Hochschnittkufen des "Insekten- und Amphibienfreundlichen Mähwerks". und Amphibien werden durch die auf einer Höhe von 13 Zentimetern angebrachten Schnittkufen beim Schnitt verschont. Ein erstes Modell wurde in Partnerschaft mit einem Mähwerkhersteller mittlerweile schon realisiert, bereits in umfangreichen Vor-Ort-Tests eingesetzt und vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) in Mannheim im Juni 2012 einem artenschutzrechtlichen Gutachten unterzogen. Die Ergebnisse des Gutachtens sind positiv ausgefallen, insbesondere wird dem „Aufscheuch-Rechen“ eine deutliche Schutzwirkung zugeschrieben. Darüberhinaus werden weitere Untersuchungen empfohlen, um durch zusätzliches Zahlenmaterial noch weitere Auswertungsfakten zu erhalten. Deshalb wollen es die Initiatoren auch nicht bei einem einzelnen Modell zum Einsatz auf den eigenen zu pflegenden Feuchtwiesen belassen, sondern zielen mit ihrer Entwicklung auf einen möglichst flächendeckenden Einsatz in der Landwirtschaft, auf eine artenschonende Wiesenpflege und somit auch auf eine positive Entwicklung der biologischen Vielfalt. Da die bisherige private Finanzierung für die Weiterführung des Projekts nicht mehr ausreichend ist, suchen Michael Suhm und die NABU-Gruppe Gärtringen-Nufringen-Rohrau nun die Zusammenarbeit mit Landmaschinenherstellern und die Partnerschaft mit anderen Naturschutzverbänden.

Ein hilfreicher erster Schritt auf dem nicht einfachen Weg für eine standardisierte Einführung eines Insekten –und Amphibienfreundlichen Mähwerks ist sicherlich die Auszeichnung des Projekts am 22. Mai 2013 durch die UN-Dekade Biologische Vielfalt, das damit nun ein „offizielles Qualitätssiegel“ erhalten hat.

Die Hoffnung auf eine Chance zur Rettung vor den Mähmaschinen für Schmetterlinge, andere Insekten und Co. ist somit um ein Vielfaches gewachsen.

Wer noch mehr über das Insekten –und Amphibienfreundliche Mähwerk erfahren möchte, kann weitere Details, das ausführliche Gutachten, Informationen zum Projekt und zusätzliche Bilder auf der Website der UN-Dekade Biologische Vielfalt abrufen oder sich mit der Herrn Michael Suhm von der NABU-Gruppe Gärtringen-Nufringen-Rohrau direkt in Verbindung setzen.

Ich wünsche allen Beteiligten weiterhin viel Erfolg für das Projekt und hoffe auf viele Nachahmer auch in unserer Region.

© NABU-Gruppe Gärtrungen-Nufringen-Rohrau. Prototyp des "Insekten- und Amphibienfreundlichen Mähwerks".

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