Dass die Dinge oft nicht so sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, zeigt sich auch an einem aktuellen Beispiel aus der Welt der Schmetterlinge. Die Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle haben die Ameisenbläulinge "unter die Lupe genommen" und Erstaunliches entdeckt.
Das Forschungsteam um Dr. Martin Wiemers, Walter Durka, Josef Settele und Stefan Michalski hat gemeinsam mit Sylvia Ritter (Doktorantin am Department Biozönoseforschung des UFZ und Erstautorin der Studie) nämlich herausgefunden, dass durch eine Vortäuschung die Annahme entstehen könnte, dass es sich beim Dunklen Wiesenknopf Ameisenbläuling (Phengaris nausithous) und beim Hellen Wiesenknopf Ameisenbläuling (Maculinea teleius) um verschiedene Schmetterlingsarten handelt. Diese Annahme wiederum könnte dazu führen, dass Maßnahmen zum Artenschutz angewendet werden, die sich letztendlich als falsch erweisen könnten.
Doch um beim Artenschutz richtig vorgehen zu können, muss zuerst klar sein, welche Art zu schützen ist, was diese Art benötigt und welche einzelnen Maßnahmen letztendlich zu ergreifen sind. Manche Tierarten sind sich so ähnlich, dass von aussen eine Unterscheidung oft nicht durchführbar ist, obwohl dies für die Tiere selbst kein Problem darstellt. Ist dann auch durch die Anwendung von wissenschaftlichen Standardmethoden keine Unterscheidung der Arten möglich, werden genetische Verfahren wie z.B. das DNA-Barcoding angewendet. Doch auch dieses Verfahren kann zu verfälschten Ergebnissen führen, wie die Untersuchung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) ergeben hat, die vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde.
Im Rahmen ihres Projekts haben die Wissenschaftler das gesamte eurasische Verbreitungsgebiet des Dunklen Wiesenknopf Ameisenbläulings (Phengaris nausithous) und des Hellen Wiesenknopf Ameisenbläulings (Maculinea teleius) unter Anwendung des DNA-Barcodings und weiteren speziellen Gen-Analysen untersucht, das "Täuschungsmanöver" aufgedeckt und herausgefunden, dass es sich bei diesen beiden Ameisenbläulingen um keine verschiedenen Arten handelt.
Die Erkenntnisse aus der Untersuchung und aus dieser Entdeckung können nun direkt zur Abstimmung der Maßnahmen für den Schutz und für die Wiederansiedlung der Tiere, die zu den besonders gefährdeten Falterarten zählen, herangezogen werden. Als Konsequenz ihrer Untersuchungsergebnisse empfehlen die Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) bei Insekten generell zur Bestimmung der Art das übliche DNA-Barcoding um die Gen-Untersuchungen des Zellkerns zu ergänzen, um eben verfälschte Ergebnisse durch eine Vortäuschung nicht vorhandener Kryptischer Arten zu vermeiden.
Quellen und zusätzliche Informationen:
Weitere Informationen zur Studie "Wolbachia infections mimic cryptic speciation in two parasitic butterfly species, Phengaris teleius and P. nausithous (Lepidoptera: Lycaenidae)" und die Pressemitteilung gibt es auf der Website des UFZ.
Die Studie von Sylvia Ritter, Stefan G. Michalski, Josef Settele, Martin Wiemers, Zdenek F. Fric, Marcin Sielezniew, Martina Šašić, Yves Rozier, Walter Durka (2013) selbst ist bei PLOS ONE abrufbar.